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Schlupfwinkel der Schlangen und Eidechsen, und so stirbt das Geschlecht der Distel niemals aus.

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In den unendlichen Steppen der argentinischen Pampa" bilden die Disteln förmliche Wälder; ich habe mich mehr als einmal in jenen dornigen, rotgeflammten Wäldern verirrt, wo die purpurnen Blüten mit den Seidenbüscheln der Früchte abwechselten; ich mußte mit den Füßen auf den Sattel meines Pferdes steigen, um den Weg wiederzufinden und meine Gebeine nicht in der Nacht dem Jaguar und Kuguar zu überlassen.

Seit meiner Jugend wachsen auf dem Kap
Distel und Nessel, und der Morgenwind,

Der durch dies wüste Unkraut pfeift und rauscht,
Sowie der unterbrochne Klageton

Der Eule aus dem einsam öden Haus,

Ein langes Heulen bei dem Mondesstrahl:

Das sind die einz'gen Stimmen aus der Welt
In dieser Wüste.

Pindemonte.

Gebeugt steht die Weide zwischen den Reben,
Zwischen den Disteln die Rose blüht,
Und mit Erstaunen mein Auge sieht,
Wie sich umarmen der Tod und das Leben.

Regaldi.

Ein Esel aber ließ sich nicht verdrießen,
Zu nagen bläulich rote Disteln dort;
Gleichgültig, was umher für Blumen sprießen,
Bedächtig ernst fuhr er zu nagen fort.

Carducci.

Dans le faubourg planté d'arbustes rabougris,

Où le pâle chardon pousse au bas des murs gris.

Coppée.

Mieux vaut, dans la forêt être le gui du chêne,

Que l'aigrette qui pare un chardon dans la plaine.
Mme De Girardin.

....

Et joyeux

L'enfant terrible suit des yeux

L'aigrette du chardon, en bulle,
Qui, légère court et circule
Au-dessus des flots furieux

Que le vent affole et bouscule !

Jean Aicard.

.... dans les coins, le chardon solitaire,

Éparpillait ses flocons sur la terre.

Mme Desbordes Valmore.

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Als ich in diesem Grundriß eines ästhetischen Wörterbuchs einige Worte über den Amethyst gesagt, hatte ich die Absicht, über alle Edelsteine zu sprechen; aber dann habe ich doch darauf verzichtet, im Glauben, den Steinen, welche die menschliche Eitelkeit mehr befriedigen als unsern ästhetischen Sinn, zu viel Ehre anzuthun. Die Similidiamanten sind wenig verschieden von den Edelsteinen und richten. keine Familien zu Grunde; die römischen Perlen sind ebenso schön wie die orientalischen und kosten tausendmal weniger. Und dann, wenn die Diamanten so häufig wären wie die Kieselsteine, würden sie wohl den Vorzug" haben, in den Ringen und dem Geschmeide unsrer Damen zu schimmern? Ich

glaube nicht. Vielen mag dies wie eine Blasphemie erscheinen, aber ich bleibe dabei, daß alle Diamanten Golkondas nicht vermögen, eine häßliche Frau schön zu machen, noch daß je ein Diamant oder Rubin einer schönen Hand oder einem schönen Halse neue Reize hinzugefügt hat.

Das Eine weiß ich, daß ich eines Tages, im Palazzo Pitti speisend, mich in der Nähe der Königin befand, und mehr als mein Gericht betrachtete ich die wundervolle Karnation der Margarete von Savoyen. Sie trug den prachtvollen Perlenschmuck, den ihr die Stadt Florenz verehrt hatte. Schönere Perlen von so regelmäßiger Form, von solchem Regenbogenglanz hatte ich nie gesehen, aber ich dachte bei mir: Arme Perlen, wie verbleicht ihr doch vor der Schönheit dieser Alabaster-Haut!

Als ich einst am Finger einer schönen Frau einen Rubin von immensem Werte strahlen sah, lenkte ich gleich meinen Blick auf die Korallenlippen, die mir weit schöner schienen als jener Diamant. Und als mir aus den rabenschwarzen Locken einer lebendigen Venus ein Diadem von Brillanten entgegenblißte, schaute ich auf ihre Augen, worin weit schönere Diamantenblige funkelten. Kein Saphir ist mir jemals so schön erschienen als der, welcher in dem Auge eines blonden Mädchens schimmert.

Trozdem werden die Edelsteine fort und fort die Wonne der vornehmen Frauen und den Neid der armen bilden, und noch manche Tugend wird vor einem Brillanten oder einem Saphir Schiffbruch

leiden; viele stolze Herzen und viele engelhafte Leiber werden sich verkaufen im Laden des Juwelenhändlers.

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Der Diamant ist der König der Edelsteine, weil er ein lebhaftes Leuchtfeuer ist, das man an einem Finger tragen kann, weil er abwechselnd ein Saphir, Rubin, Smaragd oder Topas sein kann. Er ist ein Sonnenstrahl, eingeschlossen in einen Stein, der härter ist als jeder andere; in einem Körnchen faßt er den ganzen Reichtum eines Erbteils zu= sammen.

Der Saphir ist für mich der schönste all der Steine, die Preziosen genannt werden, weil er den tiefblauen Himmel der Tropen in sich birgt.

Der Rubin ist nicht schöner als ein Tropfen meines uralten Chiantiweins; aber man kann ihn nicht trinken, und er dauert ewig mit seinem Lächeln der Trunkenheit.

Der Smaragd konzentriert in sich die Freude am Grünen; aber ich ziehe ihm das Grün der Wiesen und Wälder vor.

Der Topas ist wie ein Tropfen Weißweins; aber dieser kostet weniger und gewährt mir größeren Genuß.

Das sog. Kazenauge ist ein reizender Stein, der mich mit seinem Schimmer erfreut; aber er ist doch weniger schön als das mephistophelische Auge einer lebenden Kaze.

Der Opal ist reich an Glanz und Pracht; aber die Haut eines blonden Weibes ist hundertmal schöner als er.

Ich meinerseits, wenn ich auch alle Edelsteine bewundere, ich werde sie stets im Juwelierladen belassen, und bis zum letzten Atemzuge werde ich diejenigen aufsuchen, welche im Tautropfen schimmern, in der Dämmerung der Frühe und des Abends, in den Augen der Frauen und auf den Korallenlippen der Kinder.

... Des oriental'schen Saphirs holde Farbe,
Die wiedergiebt den herrlich heitern Anblick
Des reinen Himmels.

Dante.

Nicht kann ich heben, wie ich mich bemühe,
Den schönen Stein, der ihr das Herz verhärtet.
Petrarca.

Den schönsten Anblick bot der reiche Hof
Von Herren, von Baronen und Vasallen

Mit allem, was von Indien, Erythrä
Man sah an Gold, an Perle und Kamee.

Ariosto.

Auf den vier Seiten ruht es stolz auf Säulen
Gewaltig groß, vom reinsten Diamant:
Ob der Bericht der Augen falsch, ob wahr,
So bot es doch den schönsten Anblick dar.

Ariosto.

Und mit Smaragd geziert und mit Saphir
Die goldnen Waffen, prangt die stolze Frau.

Ariosto.

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