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Dialogs, welche schon früher vielfach dem Vf. zum Vorw macht worden ist, und durch welche so manche Schönhe Feinheit seiner Charakter- und Situationenzeichnung ver wird. Je mehr dieser Fehler hier sichtbar ist (am alleră in Scenen, wie S. 92 ff., wo die Worte,,Es soll, es mass und,,Was soll, was muss sein?" fünf Mal herüber und gesprochen werden), desto wohlthuender und lebhafter Eindruck, den die allerdings nicht ganz von ihm befree, doch durch ihren Inhalt ihn beinahe völlig vergessen Volksscene in der zweiten Hälfte macht. Dabei ist die aller Wüstheit und aller Verwirrung reich an so feinen Be tungen über nationale Verschiedenheiten (wie S. 203 Lächeln des Briten, Franzosen und Deutschen) und an d charakteristischen Zügen, dass man völlig mit dem Tale Vfs. ausgesöhnt wird. Es sind Kerngemälde und Kerabe tungen, wie sie hier aufgestellt und ausgesprochen w schildert die ganze Erbärmlichkeit der sog. Repräsentie rikanischer Volkssouverainetät, ohne doch dem Kern s kanischen Volks selbst zu nahe zu treten; er lässt den De freilich auch seinen Helden in ihm, im edelsten Lichte ers und doch einer Täuschung anheimfallen, die den Widersp die Unkenntniss amerikanischer Sitte verräth, and währe Unkenntniss für seine künftige Stellung fürchten lässt, Sitte doch dem Leser selbst verächtlich; er legt die digkeit der Bankoperationen mit genauer Kenntniss und d dem Standpuncte eines Amerikaners in dialogischem Gewand auseinander; kurz, nirgends vielleicht hat er selbst die de amerikanische Wahlverwandtschaft in seinem schriftstelleri Charakter so ausgeprägt, wie hier! Sollen wir etwas bemerken, so wäre es das bisweilen zu grell hervortretende S Gehen-Lassen des Vfs., welches zu formellen Unwahrheiten, dem kaufmännischen Traume Dougaldinens (S. 155) oder gelehrten Ausdrucksweise Tomy's (S. 190) führt.

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[360] Träume und Schäume vom Rhein. a bildern aus Rheinbaiern und den angränzenden Ländern. den Papieren eines Müden. 1. 2. Bd. Speyer. (La u. Grünstadt.) Neidhardt's Buchh. (o. J.) 282, 267 gr. 12. (2 Thlr.)

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Anschauungen eines reich begabten, mit Kenntnisser Scharfblick ausgerüsteten, aber auch zugleich poetischen Ge die nach dem Tode des Vfs. von seinem, den Nachlass ardne den Freunde in der von jenem gewählten Form der Oefentlich keit übergeben werden. eigenthümlich und namentlich tritt bei dem Vorwalten der S Die Darstellungsweise ist mehr

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tivität des Vfs. eine gewisse Melancholie, die jedoch weit fernt von Zerrissenheit des Gemüthes ist, darin hervor, za ren Erklärung der Herausg. sich veranlasst fand, ein in nollistischer Form gebrachtes Bild aus dem Leben des Vfs., eine glückliche Liebe, an die Spitze des Buches zu stellen, wie, er ese Erzählung in den Papieren des Verstorbenen fand. Wird an schon hierdurch für den Letztern von einer mehr innerlichen ite sehr günstig eingenommen, so findet dieses glückliche Vortheil bei dem Fortgange der Lectüre der eigentlichen Reisehilderungen immer mehr Bestätigung auch hinsichtlich der ichtung des Vfs. auf Panéte der mit ihm nicht enger zusamenhängenden Aussenwelt. Man sieht, er liebt Land und Volk, s ihn umgibt, aber ohne über seinen Vorzüge dessen Schatseiten zu übersehen; er sieht und stellt dar unbefangen, freiüthig, aber auch liebreich, mit einem Herzen voll Hoffnung ad Wünsche, und einem Geiste voll prophetischen Scharfblicks ir die Zukunft Rheinbayerns. Dass eine so ausführliche Bechreibung einer Reise durch einen verhältnissmässig so kleinen Theil Deutschlands unwillkürlich in die Schilderung von Detail→ erhältnissen übergehen muss, ist von selbst einleuchtend; der f. hat sich bei aller Ausführlichkeit aber fern von einem Wierholen allbekannter Notizen, frei von trocknen geographischatistischen Angaben gehalten; ein lebendiger Geist weht durch s ganze Buch und zieht durch seine Frische und Eigenthümchkeit an, auch wen die Zustände dieses Landes nicht näher teressiren. Selbst da, wo man dem Vf. nicht ganz beipflichten ann, wie in Dem, was er Thl. 2 S. 70 über König Ludwig on Bayern sagt (namentlich wenn man es mit der einem Rückert tief und innig dargelegten Bewunderung S. 183 zusammenilt) oder was er S. 195 über die Bänkelsänger in Bayern merkt, muss man die Eigenthümlichkeit und Selbstwüchsigkeit ines Urtheils anerkennen. Die Reise geht übrigens von Speyer. is, and berührt hauptsächlich Neustadt (dabei S. 76 ff. weit ufig auch das hambacher Fest), Kaiserslautern, Zweibrücken, irmasens, Landau, Schwetzingen, Meisenheim, Creuznach, 'den Jonnersberg, Grünstadt, Worms, Oppenheim, Frankenthal, ggersheim (Reminiscenzen an Schiller S. 139), Mannheim. letzten Cap. concentrirt sich in einem Rückblicke die Ansicht es Vfs. über religiöse, wissenschaftliche und die allgemeinen ildungszustände des ,,rheinbayrischen Volkes". 122

Geschichte.

[361] Moritz, Herzog und Kurfürst zu Sachsen. Eine arstellung aus dem Zeitalter der Reformation von Dr. Fr.

Albr. von Langenn. 1. Thl. Mit Moritz's Bil Leipzig, Hinrichs'sche Buchh. 1841. XI u. 597 S. (3 Thlr.)

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Wenigen nur kann, der Natur der Dinge gemäss, die lichkeit, bestimmend in den Gang der Ereignisse und in d staltung der Welt einzugreifen, gegeben sein. Million in dem Traume des Lebens immer nur bestimmt, nicht mend vorüber. Selbst in Denen, welche das Leben ad Höhe gestellt, dass sie bestimmen zu können scheinen der eigenen Brust, dem eigenen Gedanken heraus, versch die erst erscheinende Möglichkeit wieder, wenn man de und die Umgebungen, in denen sie stehen, näher anschaut die Stellung auf äusserer Höhe des Lebens, selbst wenns eine sehr hohe, ist am Ende nichts als eine erste St Handhabe für die Möglichkeit des Bestimmens, tritt Geist in seiner schärfsten und ausgebildetsten Spitze, die klügste Berechnung der Menschen, der Zustände, mentes hinzu. Es kann darum auch geschehen, dass a auf viel minderer Höhe des Lebens und somit auch in viel derer, äusserer Möglichkeit des Bestimmens steht, durch d heit und Richtigkeit seiner geistigen Thätigkeiten unedi bestimmt als ein Anderer, der, auf viel höherer H viel bedeutenderer, äusserer Möglichkeit, zwar des Ges nesweges bar und ledig, aber nicht mit der Macht erf Grund der Dinge mit scharfem Blick sich zu enthüllen, stimmend, nach seinen Zwecken bestimmend in die Zustin Ereignisse einzugreifen unternimmt. So erscheinen in ihre genseitigen Verhältniss Moritz von Sachsen und K. K Welche Macht stand dem Letztern zu Gebote und wie gro sein Wille, allenthalben hin bestimmend, und besonders geg Reformation in Deutschland bestimmend zu werden. Und wie ward am Ende erreicht. Aber welch geringe Mittel standen Sachsen zu Gebote und wie wurden ihm die geringen noch hundert Hemmnisse beinahe auf Nichts verkümmert. Er war thigt, den dürrsten und steinigtsten Acker mit seinem Geiste ur machen, der sich entweder gar nicht oder nur in der Gestalt dec sten Rechnung offenbaren konnte. Und damit erreichte er Gra schlug und übermeisterte den mächtigsten Kaiser. Die Gesch des Sachsen bewegt sich besonders in dem Elemente des der Berechnung, die, wenn auch nicht gerade die doch die Thätigkeit des Geistes ist, durch welche er sich selbst am meisten genügt. Ref. stellt in dieser Beachtum nicht sowohl seine eigene, als vielmehr die dem Hr. vorlieg. Werkes gehörige, von ihm nur aus demselben abgele

dar.

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Gerade die Schwierigkeit des aufzufassenden und da

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ührenden Stoffes scheint den Hr. Vf. zu dessen Behandlung timmt zu haben. Dazu kamen noch die wichtigen Gründe, s es an einer tüchtigen Geschichte Moritz's noch fehlte, dem terlande und seinen Fürsten aber eine treue und klare Schilrung desselben nicht allein eine theure und werthe Erinnerung rvorrufen, sondern auch zum Vorbild und zur Lehre dienen Ite, wie am Ende des Vorworts angedeutet ist. Denn ès lehrt ar die Geschichte nie unmittelbar und geradehin, wie man der cht künftiger Ereignisse entgegenzutreten habe, weil jeder Tag Leben seine neue Gestalt hat, auf welchen die Gedanken, die den vorigen passten, und die Art, sie in die Wirklichkeit zu ren, nicht mehr Anwendung finden können; aber sie lebret telbar bald durch ihre ganze, 'grosse Gestalt, bald durch die scheinung des Einzelnen für das innere sowohl als für das sere Leben, dort dass Schmerz und Leiden nicht das zermalade Loos des Besondern, sondern die nothwendige Bedingung Allgemeinen, hier, dass der Geist sich in der That bewegen 1. Das vorlieg. geschichtliche Kunstwerk ruhet zum grossen' eil auf archivalischen, bis jetzt entweder gar nicht oder nur ilweise und unvollständig benutzten Quellen, zu welchen alle dere, überhaupt vorhandene gezogen worden. Es ist nach dem reits Angedeuteten fast überflüssig, zu sagen, dass die Ge ichte hier in ihrem innern Grund und Boden gefasst sei und an sich selbst in so weit todten Quellen, als sich das Geige in der Regel nicht unmittelbar aus ihnen ergibt, hier den lebenden Hauch des Geistes empfangen haben. Der Vf. hat indess auch oft benutzt, um das Zeitbild in den Schriften und jefen fürstlicher Personen, nicht selten mit den eigenen Worten selben klar aufzustellen. In den Briefen der Herzogin von chlitz, Elisabeths, der Gemahlin Johanns, des Sohnes Georg Bärtigen, erscheint die wackere Derbheit der reinen, auf den testantismus gestützten Gesinnung, in andern Schriften das tbild wieder in anderer Gestalt. Was die Hauptfigur, Moritz, angt, so ist es nicht eine Lobrede, die unternommen wird, h nicht eine Rechtfertigung, die ihre Gründe nur den äussern cheinungen entnimmt, sondern es wird ein grosser Theil seines esens und seines Thans psychologisch entwickelt. 'Unmittelbar 3 den Zuständen und Ereignissen, die den werdenden Mann geben, hervor, geschieht diese psychologische Entwickelung und ründung. Diese gibt dann einen Theil der Rechtfertigung ritz's, während ein anderer in dem Inhalt der neueröffneten ellen raht. Moritz erscheint da nun freilich in einem ganz' ern Lichte als in der gewöhnlichen, bisherigen Geschichte; ht ohne innern Drang, zwar nach Mehrung der fürstlichen Hang, aber doch fern der gemeinen Herrsch- und Selbstsucht I noch ferner von niederer Zweideutigkeit. An die Moritz be

treffenden Hauptmomente der Darstellung ist ein grosser R thum neuer Lichtstrahlen auf das Allgemeine der Zeit in schiedenen Beziehungen angereihet, was hier nur angedeutet den kann. Die Einleitung führt in die Zeitverhältnisse ein, welchen Moritz geboren ward und lebte, and begründe innere Nothwendigkeit der Reformation. Daran ist eine Uebersicht des Staaten-Verhältnisses, besonders Deutschland vorzugsweise Sachsens, geknüpft. In Moritz (geb. 15 eine ursprüngliche Kräftigkeit und innere Anlage zur S digkeit angenommen. Dieser kommen die Lebens - Er seiner Jugend zur Hülfe, um sie zu einer sehr bedeutenden und zum Grundzug in M.'s Charakter zu erheben. Fri empfängt er dabei eine Richtung, welche der Bildung rechnenden Verstandes günstiger ist als der Entwickelung Einfachheit und schlichten Sinnes. Selbst die höchster des Lebens, Familie und Glaube, obwohl der Protestants sich nicht aufgegeben oder verleugnet wird, müssen, ja drücken gemäss, sich zuweilen der Berechnung unterstella Berechnung wird überhaupt das dominirende Elements bens, die nur da sich täuscht, wo es ihr auch in de Potenz unmöglich ist, des Gegenstandes Meister zu werden. ritz, von Eltern geboren, die sich bald offen für den Prod tismus aussprachen, von denen der Vater Heinrich, schwach ist, während die Mutter Katharina, herrisch und gern über den weiblichen Kreis hinweggreift, kommt zeli zu Georg dem Bärtigen, dem eifrig Katholischen, bald zu Friedrich, dem eifrig Protestantischen, mitten in die Gla Spaltung hinaus, die auch das fürstliche Haus Sachsen gesp Der werdende Jüngling muss sich nach Zeit, Umstände Menschen äusserlich richten lernen, verliert sich aber, ob gender, ursprünglicher Kraft, nicht selbst, stählt daran na 1 innere Selbständigkeit,,,die kühn und schwindellos übe Dingen steht. Georg besonders, fördert durch Anerkennung nes Werthes die inwohnende Neigung zur Geltendmachus Person. Grosse Aussichten erschliessen sich durch Ableb Söhne Georgs der Linie von Freiberg. Bald sucht Georg auch, wie es scheint, nur von fern, Moritz für den licismus zu gewinnen, bald will er dem Hause Habsburg Land, damit es beim Katholicismus bleibe, zuwenden. aber gelobt dem Kurfürsten und Philipp von Hessen für s dem Vater, dem Protestantismus treu zu bleiben und ihr dern. Moritz hat sich frei und nach innerlich erkannter wendigkeit für die Reformation entschieden, allein sein Pr tismus ist weder so ausschliesslicher Natur, wie der hersche da durch so absolute Herrschaft die innere Freiheit und Sell digkeit geschädiget würde, noch ein Protestantismus der Ar

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