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Vorwort.

Die Inseln des ågåischen Meeres sind bisher auf eine auffallende Weise von den Reisenden vernachlässigt worden, und die Zahl derer, welche seit dem fünfzehnten Jahr, hundert über sie geschrieben haben, ist keineswegs groß. Der Flamländer O. Dapper nennt in der Vorrede zu seiner weitschichtigen, aber dußerst unkritischen und fast gänzlich unbrauchbaren Compilation, deren französische Ueberseßung unter dem Titel Déscription exacte des îles de l'Archipel u. f. w. zu Amsterdam 1703 in Folio ers schienen ist, unter feinen Quellen die Staliener Buel monte (Bondelmonte), den er statt 1422 zu spåt ins Jahr 1440 feet, Benedetto Bordonio 1547, Thomas Porcachi 1610 und Marco Boschino 1658. An Franzosen und Engländern citirt er den alten Belon (1546-1549), du Loir, Spon, Wheler, Sandys, Stockhove und Andere. Mir sind von diesen Allen nur Bondelmonte, Spon und Wheler aus eigenem Gebrauche bekannt.

Bondelmonte's liber insularum ist endlich von Herrn von Sinner (Leipzig und Berlin 1824) vollständig herausgegeben worden. Doch wäre es erwünscht gewesen, wenn in den Anmerkungen, statt einer Fülle abweichender Lesarten aus schlechten Handschriften eines im schlechtesten Latein geschriebenen Buches, mehr sächliche Nachweisungen beigebracht worden wåren, wozu die Pariser Bibliothek gewiß mehr als irgend eine andere die Hülfsmittel darbot.

Die trefflichen Beobachter Spon und Wheler (1675) berührten auf ihrer Reise leider nur Tenos, Delos, Rheneia und Mykonos.

In Tourneforts (1700) bekanntem Reisewerke ist die Beschreibung der Inseln höchst verdienstlich, und bis jezt die Grundlage aller Kenntniß derselben. Aber da er als Botaniker reiste, war ihm die Ermittelung der alten Geographie und die Aufsuchung und Beschreibung der Ueberreste des Alterthums nur ein Nebenzweck.

Auf Tournefort scheint der Zeit nach zunächst Graf Pasch van Krienen (1771) zu folgen, dessen wunderliches und wenig gekanntes Buch mir oft ein nüßlicher Führer gewesen ist, und über den ich mich in den Briefen selbst und in der lezten Beilage zur Genüge ausgesprochen habe.

Wenige Jahre später reiste Graf Choiseul-Gouffier (1776) mit großen Mitteln und unter den günstigsten Verhältnissen; aber er besuchte nur wenige Inseln, und wandte ihnen im Ganzen wenig gründliche Aufmerksamkeit zu. Ihm fehlten Vorkenntnisse und reifes Urtheil, wie er selbst in seiner Vorrede gesteht.

Des holländischen Admirals van Kinsbergen Beschreibung des Archipelagus, überseßt von Kurt Sprengel,

ist nur ein trockener und magerer Periplus zum Gebrauche der Schiffer.

Villoison besuchte, in den neunziger Jahren, auch die Inseln, aber die Tagebücher dieses gelehrten Alterthumskenners sind leider im Manuscript geblieben.

Die ausgezeichneten englischen Reisenden unsers Jahrhunderts, ein Dodwell, Sir W. Gell, Oberst Leake u. s. w. haben die Inseln nicht berührt. Der gelehrte und gründliche Dåne Brdndsted hat nur von der wichtigen Insel Keos eine fast erschöpfende Monographie geliefert, so wie Fr. Thiersch von Paros. Die Beiträge des Ritters von Prokesch - Osten zur Kenntniß der Inseln sind leider in verschiedenen Zeitschriften zerstreut. Einzelne Monographien eingeborner Aegåopelagiten, von Della Rocca über Syros und von Markaky Zallony über. Tenos, sind an den betreffenden Orten angeführt worden.

Seit mehrern Jahren habe ich mir angelegen seyn lassen, die Kykladen und Sporaden, so weit sie mit dem Königreiche Griechenland vereinigt sind, nåher kennen zu lernen. Ich machte die erste Reise dahin in Gesellschaft des Herrn Oberarchitekten Schaubert, der, so weit es die Zeit erlaubte, von den wichtigsten Ruinen und Monumenten Grundplane und Zeichnungen nahm; auf Thera waren wir so glücklich, mit Hrn. Minister von Prokesch zusammen zu treffen, der bereits einige Zeit dort verweilt hatte, und durch dessen gütige Nachweisung ich auch die von ihm zuerst entdeckten Felsinschriften kennen lernte. Wenige Monate später hatte ich die Ehre S. M. den König Ludwig von Bayern auf einer Fahrt durch die

griechischen Inseln zu begleiten, und bekam so Gelegenheit, die meisten der bereits früher besuchten Punkte nochmals zu sehen. Im December 1836 ging ich mit den Architekten Herrn Hansen nach Kythnos, wo derselbe den Plan zu einem Badehause zu entwerfen hatte. Die vierte Reise machte ich im Sommer 1857 in Gesellschaft des Herrn Professor Karl Ritter aus Berlin und des Herrn Major Finlay von hier. Ich darf daher glauben, im ågåischen Meere einigermaßen heimisch zu seyn, wenn mir gleich mehrere der wichtigern Inseln, wie Andros und Mykonos, erst zu besuchen, und andere, wie Melos, noch genauer kennen zu lernen bleiben.

Ein nicht unerheblicher Theil der gewonnenen wiffens schaftlichen Ausbeute, vorzüglich an Inschriften, wurde bereits von mir in Zeitschriften bekannt gemacht; andere wurden Herrn Geh. Rath Böckh zur Benußung mitge theilt; noch andere, namentlich von Tenos, sollten in einem zweiten Hefte meiner Inscriptiones Graecae ers scheinen, aber das Manuscript dazu ist bereits vor vier Jahren auf der Versendung nach Deutschland verloren gegangen, und bis jeßt nicht wieder zum Vorschein gekommen. Ueber architektonische Monumente und andere Kunstdenkmåler habe ich zum Theil im Kunstblatt kurze Berichte gegeben. Für eine vollständigere Verarbeitung des gesammten Stoffes beabsichtigte ich nach und nach eine Reihe von Monographien, wie ich deren eine über Anaphe, eine andere über Sikinos geschrieben habe.

Eine eigentliche Reisebeschreibung lag anfangs nicht in meinem Plane; nur einzelne Skizzen ließ ich im Morgen

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