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Inseln in der Osthälfte des Meeres und an der Küste von Thracien und Kleinasien, von Thasos und Lesbos bis Rhodos und Karpathos, mit Ausnahme der bereits in diesem Bande behandelten. Allein bei der Ungewißheit, ob ich in den nächsten Jahren Gelegenheit nnd Muße finden werde, alle die genannten Inseln zu bereisen, ist es mir passender erschienen, dies Werk vorläufig mit dem gegenwärtigen Bande abzuschließen, dem sich ja einst die Beschreibung jener Lande, wenn sie bis dahin nicht von andern Reisenden untersucht werden, als eine neue Folge anreihen. fann.

Was die Behandlung des Stoffes betrifft, so hat dieser Theil vor dem ersten wenigstens den kleinen Vorzug, daß er in Einem Gusse entstanden, und daß sein Inhalt nicht durch vorgängige theilweise Mittheilung in Zeitschriften und Monographien abgenüßt oder versplittert worden ist. Vielleicht hätten philologische Leser gewünscht, daß die Inschriften, als die Hauptquelle unserer Kenntniß von der Geschichte, den politischen Zuständen und den Kunstalterthümern der Inseln, dem Buche selbst angehängt worden wåren; was indeß, aus Gründen die keiner Rechtfertigung bedürfen, nicht geschehen konnte. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, lasse ich gegenwärtig hier in Athen ein zweites Heft Inscriptiones Graecae Ineditae (als Fortsehung des 1834 in Nauplia erschienenen ersten Heftes) drucken, in welches ich die neuaufgefundenen Inschriften der Inseln, so weit sie nicht von mir oder Andern bereits in Zeitschriften oder andern Werken herausgegeben worden sind, fast vollständig aufnehme, und welches gleichsam das Urkundenbuch zu den beiden Bånden der Reisebeschreibung bilden wird. Dagegen wird es hoffentlich keinen Tadel finden, daß ich die Wappen der fränkischen Adelsgeschlechter, die auf Astypalda, Nisyros

und andern Eilanden geherrscht, hier mitaufgenommen habe, ohne gleichwohl nachweisen zu können, welchen Familien, welcher Zeit sie angehören. Das Interesse an der Geschichte Griechenlands im Mittelalter ist so lebendig geworden, daß diese Zugabe manchem Leser willkommen seyn wird; überdies habe ich sie auch dem französischen Geschichtsforscher Herrn Buchon mitgetheilt, der sie in seiner Geschichte der fränkischen Fürstenthümer und Herrschaften in Griechenland während des Mittelalters berücksichtigen wird. Dasselbe gilt von der in der ersten Beilage abgedruckten goldenen Bulle des Kaisers Alexios Komnenos; ich habe mich auf eine Erläuterung des interessanten Inhalts derselben, als eines meinen Studien ganz fremden Gegenstandes, nicht einlassen können, aber ich wünschte wenigstens die Aufmerksamkeit der Freunde der byzantinischen Geschichte auf den reichen Schah kaiserlicher Bullen hinzulenken, den das Kloster in Patmos bewahrt, und der je eher je lieber der Gefahr des Unterganges entzogen zu werden verdient. Das Kärtchen von Kalymnos und Telendos ist nach der englischen Originalaufnahme verkleinert worden, und ich benuße gerne diese Gelegenheit, dem Capitán Thomas Graves, Coms mandanten der kgl. großbrittannischen Corvette Beakon, und seinen Officieren meinen Dank auszusprechen, welche, seit einer Reihe von Jahren im ågåischen Meere stationirt und mit Aufnahme neuer Seekarten beschäftigt, meine Forschungen durch Mittheilung ihrer Tracé's, Plane und Skizzen mit der größten Bereitwilligkeit und Freundlichkeit unterstüt haben. Es ist nur zu wünschen, daß die englische Admiralitåt den Arbeiten dieser Herren auch volle Gerechtigkeit widerfahren lasse, und namentlich die mit großer Liebe zur Sache und dem mühsamsten Fleiße gefertigten Plane vieler alten Städte an der Küste von Kleinasien unverkümmert

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der Deffentlichkeit übergebe, statt sie in den Archiven zu vergraben. Als einen ergänzenden Nachtrag zum ersten Bande darf ich noch die Abbildungen der Felsengråber auf Thera (I. Th., S. 70) bezeichnen, welche mit einem erlåus ternden Auffahe von mir in den Monumenti Inediti und in den Annalen des römischen archäologischen Instituts für 1841 erschienen sind.

Von neuen Reisewerken, die griechischen Inseln betrefs fend, ist in der Zwischenzeit nichts zu meiner Kenntniß gekommen, als das Wenige was der verdienstvolle Oberst Leake in dem dritten Bande seiner Reisen im nördlichen Griechenland über einige Inseln (Melos, Paros, Delos) beibringt; und ferner der zweite Theil von K. G. Fiedler's Reise durch Griechenland. Dies Werk beschäftigt sich freilich vorzugsweise mit der Geognofie und Oryktologie der Inseln, läßt sich aber hin und wieder auch auf ihre Geschichte und Alterthümer ein, und hat in dieser Beziehung auf dem Umschlage des ersten Heftes von Dr. Kieperts verdienstlichem Atlas von Hellas schon eine gerechte Würdigung gefunden; doch kann ich nicht umhin, noch einen Punct zu rügen, der mich persönlich betrifft. Herr Bergcommiffår persönlich_betrifft. Fiedler erlaubt sich S. 156 nicht undeutlich zu insinuiren, als habe er den Tempel des Apollon Pythios auf Sikinos zuerst entdeckt, ich aber mir seine Entdeckung auf dem Wege des Plagiats zugeeignet :

Hos ego versiculos feci, tulit alter honores;
Sic vos non vobis,

Daß auf Sikinos ein tempelartiges Gebäude existire, wußte ich lange bevor ich die Insel besuchte, und ich glaube, sogar ehe Herr Fiedler dahin kam, aus dem ehrlichen Pasch van Krienen, dessen Zeugniß ich auch (1. Th., S. 150) angeführt habe. Möglich auch, daß Herr Fiedler mir einmal

von einem alten Bauwerke auf Sikinos vorerzählt hat: wie er mir denn überhaupt bei der Rückkehr von seinen Ausflügen öfter die Ehre erwiesen, mich von seinen Entdeckungen zu unterhalten; daß aber dies Gebäude wirklich ein Tempel, und zwar, laut einer Inschrift, ein Tempel des pythischen Apollon sey, das hat Herr Fiedler und wenn ihn sein Gedächtniß täuschen sollte, so möge er es mir auf mein Wort glauben zuverlässig zuerst von mir oder doch durch mich erfahren. Jedem das Seine! Pasch van Krienen hat den Tempel gefunden, Herr Fiedler hat ihn gesehen, und ich habe ihn beschrieben und seinen Namen nachgewiesen. Ich werde mich meinerseits wohl hüten, Herrn Fiedler diejenigen seiner Entdeckungen, bei denen er die Priorität und obendrein die Originalität entschieden für sich hat, irgendwie streitig zu machen; z. B. wenn er in dem antiken runden Thurme anf Andros (Reise durch Griechenland II. 236) einen byzantinischen Bau erkennt, und im Geiste die Männer mit Hakenbüchsen aus den Schießscharten feuern sieht, lange vor Erfindung des Schießpulvers; oder wenn er eine alte, von dem Feuer der Hirten inwendig schwarzgeräucherte Grabkammer auf Peparethos als sachverständiger Mann für einen antiken Ofen erklärt (ebendas. S. 26), es aber doch wohlweislich ungewiß läßt, was man in diesem Ofen gebrannt oder geschmolzen habe. Dies und Aehnliches sind wahre Perlen unter den Ergebnissen der antiquarischen Forschungen des gelehrten Reisenden, und der Kranz, den er sich daraus ums Haupt geschlungen, bleibe ihm unbeneidet.

Um das Buch nicht zu vertheuern, habe ich nur Eine Kupfertafel beigelegt: die hellenische Burg in Choriò auf Amorgos, die sich vor den zahllosen ähnlichen Thürmen der Inseln und Küsten Griechenlands dadurch auszeichnet,

daß der Burghof noch größtentheils erhalten ist. Dasselbe ist freilich zum Theil auch bei dem schönen Thurme in h. Marina auf Keos der Fall, aber tritt hier weniger in die Augen, weil die Klostergebäude sich an die Mauer anlehnen.

Bei der Ausmessung alter Ruinen ist immer der französische Meter angewandt. Wo aber von Meilen ohne weitern Zusak die Rede ist, sind römische Meilen (englische oder Seemeilen) gemeint, und es wäre vielleicht zu wünschen, daß man in deutschen Schriften sich allgemeiner dieses Maßes bediente, statt der ungeheuern verfünffachten deutschen Meile, die außerhalb Deutschlands und des skandinavischen Nordens wenig bekannt ist.

Die nicht philologischen Leser dieses Bandes habe ich noch um Vergebung zu bitten, wegen der hin und wieder eingestreuten sprachlichen Bemerkungen. Allein die Kenntniß der verschiedenen Localdialekte der heutigen Mundart ist noch so sehr in ihrer Kindheit, daß Bemerkungen darüber sich noch nicht wohl in einer mehr zusammenhängenden Gestalt, als unter dem leichten Gewande solcher gelegenheitlicher Wahrnehmungen, ans Licht wagen dürfen, und doch sind sie für den Philologen von Fach vielleicht nicht ohne Interesse. Den kleinen Anhang von Sprichwörtern (am Schluffe des lehten Briefes) habe ich mit einer Ueberseßung begleitet.

Athen, 20. März 1842.

L. R.

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