GRIECHENLAND. B. Griechenland im Mittelalter und in der Neuzeit. bis auf unsere Zeit. I. und II. Periode.) 186 7. GRIECHEN LA N D. B. Griechenland im Mittelalter und in der Neuzeit. Christlich-griechische oder byzantinische Runft. (Architektur, Skulptur und Malerei.) III. Abschnitt. wiederholt die Grieden befriegt. Dann war das Reich Verfall der byzantinischen Kunft. den Einfällen der Avaren und Slawen ausgeseßt. Diese bemächtigten sich sogar unter Mauritius 589 des Pelos A. Spuren des Verfalls vor der Erstürmung von ponnes, und erst durch die Unternehmungen der Kaiserin Conftantinopel durch die Lateiner. Irene und ihrer Nachfolger bis auf Basilius, den Ma: 1) Ursachen der Verfalls. cedonier, fonnte derselbe wieder der griechischen Herrschaft unterworfen werden. Die slawischen Heere gaben der . Wir haben bisher die byzantinische Sunft nur von Halbinsel den Namen des Meer-Landes, Morea ). Die ihrer günstigsten Seite betrachtet, ohne nod darauf hin-Berser eroberten während der Regierung des Phofas zuweisen, welche Keime des Verderbens in der Stille (603—610) und seines Sohnes Heraklius (610—641) Wurzel faßten. Indem wir nunmehr uns anschiden, Mesopotamien, Syrien und Palästina, und belagerten fos das Gemälde, welches fich vor unsern Augen aufrollt, gar 618 gemeinschaftlich mit den Avaren Constantinopel. durch die Schilderung des Unterganges der byzantinisden Doch nahm der Krieg feit 622 wieder eine glüdliche WenKunst zu vervollständigen, können wir doch nicht einfach dung, und der große Sieg bei den Ruinen von Ninive 627, bei dem Zeitpunkte fortfahren, bis wohin wir die Schila in Folge dessen die Perserhauptstadt Daschtagerð erobert derung der byzantinischen Sunftentwidelung geführt haben, wurde, stellte die alten Grenzen wieder her. Nun aber sondern wir müssen in die frühere Zeit zurüdgreifen, um drangen die muhammedanisden Araber unter dem Rhas den ersten Spuren des Verfaus nachzugehen. lifen Omar, dein Emir al Mumenim, seit 635 ein und eroberten rasch nad einander Palästina, Syrien, Aegypten a) Bedrängniffe nach Justinian's Lode. (640) und Persien (642). Auch Conftantinopel wurde Bald nach Justinian's Tode gerieth das oftrömische von ihnen wiederholt, obwol vergeblich, belagert (669 Reich in Bedrängnisse, von welchen es sich niemals wie- -676), und erft Leo III., dem saurier (717-741), der erholen konnte. Justinian hatte seit 554 durch den gelang es, fie entschieden zurückzuschlagen. , Doch blieb Sturz der oftgothischen Herrscaft wiederum seine Macht Àfrifa und Syrien feitdem für die Griechen verloren. in Italien befestigt; aber schon 568 brachen hier die Diese Ereignisse hatten zunächst die Folge, daß die Longobarden ein, und den Griechen blieb nur das byzantinische Kunst beträchtliche Gebiete einbüßte. Einen Erarchat Ravenna und in Unteritalien das Herzogthum großen Theil der Kunstschöpfungen alter und neuer Zeit Neapel, von dem fich etwa zu Anfang des 9. Jahr: traf in den von Feinden bedrängten Ländern Verwüftung hunderts aud nodi Gaeta und Amalfi unter eigenen und Untergang, nicht bloß durch die mit jedem Kriege Herzögen ablöften. Sicilien blieb den Griechen, bis es 828 von den Sarazenen erobert wurde, die dann bald 1) Diese von Fallmerayer aufgestellte Erflärung des modernen aud in Calabrien einfielen und Bari eroberten. Im Namens ift entschieden der gewöhnlichen Herleitung von der Zucht Often hatte schon Chosroes I. Nuschirwan (531-579) der Maulbeerbäume vorzuziehen. A. Gnebh. d. W. u. X. Erfte Section. LXXXV. 1 unvermeidlich verbundenen Verheerungen, sondern ing- Schlangen hehütet worden wäre. Die Treulosigkeit der besondere auch durch den Fanatismus, mit dem Perser Griechen wird bei den Ausländern zum Sprüchwort. und Muhammedaner viele Heiligthümer der chrifllichen Die Kaiser unterhalten sich mit Gauflern und den erVölfer der Zerstörung weihten oder dem Dienste der bärmlidisten Belustigungen, und das Volt liegt Tage neuen Religion übergaben. lang in der Rennbahn und wird in den Pausen auf Eine besondere Wichtigkeit erhielt aber die muham- öffentliche Kosten gespeist, damit es das Vergnügen voll: medanisdie Eroberung dadurch, daß in den von den Ara- ständig genießen kann. Grausam werden die Kaiser im bern in Besiß genommenen Gebieten fid) auf den vors gerechten Bestrafen Schuldiger, wie in der Ausübung gefundenen Grundlagen eine eigenthümliche Kunst des ihrer Rache. Augenausstechen, Verstümmelungen und Folam entwickelte, die vielleicht auch wieder eine gewisse mit Knitteln zu Tode Prügeln sind keineswegs unges Rudwirkung auf die byzantinische Kunst geübt hat. Das wöhnliche Erscheinungen. Ein Narses, ein Feldherr des bei hatte das byzantinische Reid im Innern unter dem Phofas, wird lebendig verbrannt, und auf dem Forum allgemeinen Drude zu leiden, der die Kraft des Landes des Taurus ftand ein eherner Dose, der zu solchen erschöpfte und nur selten den Künsten des Friedens freien Greueln gedient haben soll . Justinian II. wird gestürzt Spielraum gewährte. und mit abgeschnittener Nase in die Verbannung geschidt, und es gelingt ihm troßdem, wieder auf den Thron zu b) Hemmungen des geiftigen Lebens. kommen, den er mit entsteltem Antliß, ØLVOTuetos, noch So war das geographische Gebiet für die byzantinische Jahre lang behauptet. Selbst der geschlagene und ges Runft außerordentlidi eingeschränkt worden. Aber auch fangene Feind wird dem schaulustigen Volfe unter entauf diesem verhältnißmäßig fleinen Boden wirften mehrere würdigenden Ceremonien vorgeführt. Dabei der hohlfte Ursachen zusammen, welche einer gedeihlichen Entfaltung Prunf. Wenn sich der Kaiser in seiner Majestät zeigen derselben hinderlidy sein fonnten. Die beständigen Kriege, wil, fo segt er sich hinter einem Vorhange auf den die verheerenden Züge der Barbaren, die ungeheuern Thron, um dann plößlich, wenn der Vorhang zurüdGeldzahlungen, mit denen der Friede immer und immer geschlagen wird, in vollem Olanze zu erscheinen. Fremde wieder von den Feinden erfauft wurde, mußten den Gesandte müssen sich vor dem Kaiser zu Boden werfen, Wohlstand des Volfes untergraben, sodaß die Kräfte für während fünftlidje löwen sich empotreden und brüllen, die Künste des Friedens erschöpft wurden. Dazu fam und fünftliche Vögel mit den Flügeln schlagen und noch ein tiefer liegender Grund. Sdjon dem Juftinian I. singen, und wenn die Gesandten ihr Gesicht erheben, so ist es zum Vorwurf gemacht worden, er habe, um seine schwebt der Thron mit dem Kaiser hoch in der Luft. prunfenden und kostspieligen Unternehmungen ausführen Nicht minder als solche Kunststüce sollen bei Feierlichzu können, nicht nur alte metallene Kunstwerke aus keiten prachtvolle und reiche Gewänder imponiren, die besserer Zeit in großer Zahl eingeschmolzen und die dem Hofstaat aus der faiserlichen Garderobe geliefert Steuerfräste der Unterthanen auf das Neußerste anges werden. werden. Pber sie sind alt und abgetragen, verblichen strengt, sondern auch den Lehrern der schönen Wissen- und zerfekt. schaften aller Orten ihre Gehalte entzogen und dadurch Das sind die Zustände, zumal in den drei legten das Eingehen der Bildungsanstalten und das Hereins Jahrhunderten vor der lateinischen Eroberung, und unter brechen der Barbarei herbeigeführt. In der That sehen solchen Verhältnissen kann man wenig für die Künfte wir die Barbacei in jeder Hinsicht überhand nehmen. erwarten. Das Meiste geschat noch für sie von der Die Literatur wird äußerst dürftig und prosaisd). Philos Geistlichkeit, aber audy diese erschöpfte sich in Parteiunfophen und Redner gibt es nicht mehr, und die leßten gen, sowie in Kimpfen mit dem römischen Stuhl einerDichter erschöpfen sich in frostigen Epigrammen und ver- seits und der weltlichen Macht andererseits. fificirter Prosa. Die Geschichtschreiber sind nur noch Zu dem allen fam endlich noch der verhängnißvolle trođene Chronisten und Compilatoren von Nachrichten Bilderstreit, der aller fünstlerischen Thätigkeit ein Ende über Alterthümer, Merkwürdigkeiten und Ceremoniel bei zu machen drohte, und schließlich zwar zu einem ganz Hof und in der Kirche; und nur noch das praktische entgegengesepten Ziele führte, aber doch für die lebenBedürfniß gibt einigen medicinisdien und mathematischen dige Fortentwickelung der Kunft im hödösten Grade vers Sdriftstellern Steff. Ebenso verfallen die Sitten. Mehr derblich wurde. und mehr treten Züge des Aberglaubens, der Treulofig c) Der Bilderstreit. feit und der Grausamkeit hervor. Widrige Winde, welche die Proviantidiffe am Einlaufen in den Hafen hindern, Es ist faum daran zu zweifeln, daß der Ausbruch werden der Verlepung einer Figur der Tydhe zugeschries des Bilderstreite hauptsächlich durch den Vorwurf der ben, deren Fuß auf einem Nachen stand. Statuen und Gößendienerei veranlaßt worden ist, den die Muhammes anderes Bildwert, deren Bedeutung man nid)t mehr daner gegen die Christen wegen der Verehrung der Heis versteht, gelten für geheimnisvolle Orafel fünftiger Dinge, ligen erhoben. Dieser Vorwurf hatte sehr viel Grund und man macht es einem Kaiser zum Vorwurf, daß er und die bilderstürmenden Kaiser warey zum Theil fichts Zierrathen von allerlei Thieren entfernen läßt, weil durchlich ron einem redlichen Streben geleitet, verwerfliche pie, einen angeblichen Talisman (teréquato), der von Misbräuche und gefährlichen Aberglauben zu unterdrüden. Apollonius von Tyana aufgestellt sei, die Stadt vor Zum Theil aber scheint sidyl in das Gewand des Bilder |