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Epheserbriefe, dessen Echtheit er entschieden gegen De Wette's Gründe festhält - (Baur's Phantasien über den angeblichen Gnosticismus eignen sich freilich nicht, Bedenklichkeit des Urtheils zu veranlassen) - leugnet er die Unentschiedenheit mancher kritischen Fragen keineswegs, wiewohl er ihnen ein entscheidendes Gewicht nicht beimessen kann. Freilich wäre diese, unsern altklugen Kritikern nicht genug anzurühmende, Kunst, Manches nicht zu wissen, nur wie es eben die vergeblich also Berathenen vorgeben Folge einer principiellen Unsicherheit, sollte nicht vielmehr jenes rücksichtslose Zufahren in allen einzelnen Fällen den Schein innerer Sicherheit erlügen, ohne dafs ihm der Geist gewachsen wäre: so hätten wir ja dieses Schwanken des Verf.- und Gott sei Dank mit ihm noch so mancher Ehrenmänner! nur zu beklagen. Dafs dem aber keineswegs so sei, dafür brauchen wir uns nicht auf die, in demselben Gebiete mit jenen schwankend gelassenen Streitfragen liegenden, Untersuchungen zu beziehen, die vom Verf. als durchaus abgeschlossen hingestellt werden*) und deren ist ja ohne Frage die unverhältnifsmäfsig gröfste Zahl mit mehr Nachdruck heben wir vielmehr die Entschiedenheit des Verfassers in den wahrhaft princi piellen Streitpunkten hervor. Somit begeben wir uns zu den eigentlichen Lebensfragen für die Kritik der neuen Auflage.

Was zunächst die historischen Probleme betrifft, so mufs uns von diesen besonders jene neuerdings durch die Baur'sche Schule zu einem vollständigen Compendium der Kirchen- und Dogmengeschichte der ersten Jahrhunderte aufgeblasene zwitterhafte Gestalt beschäftigen, die unter vielen Namen (z. B. Ebionitismus, Judenchristenthum, Petrinismus, Antipaulinismus, am liebsten freilich Urchristenthum") aus Dunst 'genug gewoben ist, um durch ihre gespenstische Nebelgestalt alles lebendige, bewegliche Leben der apostolischen Zeit vom Boden der Geschichte zu vertreiben. Neander leugnet, wie wir schon bemerkten, von vornherein jene schon unabhängig von Baur's Tendenz durch Schneckenburger in diesem Sinne behauptete Absichtlichkeit der Apostelgeschichte und zeigt glücklich an den einzelnen Stellen, wie wenig Grund für dieselbe der Charakter der Darstellung biete. Auf jenen be rühmten Vorfall in Antiochia, der so gern für die Behauptung des gespannten Verhältnisses zwischen Petrus und Paulus angeführt wird, beruft sich N. vielmehr, um ein harmonisches Verhältnifs zu erweisen, das er voraussetze, ohne das er gar keine Bedeutung haben könne (S. 112); wenn in der Zusammenbringung des Petrus mit Heiden, wie des Paulus mit Juden eine conciliatorische Absichtlichkeit gesehen wird,

*) Als Beleg dafür, wie bedenklich es mit jener oben gerugten Entschiedenheit stehe, eignet sich wohl am besten der Streit über die Apocalypse, bei welcher die Verfechtung der apostolischen Abfassung von Seiten jener Kritiker, denen aufsere Zeugnisse gar keinen Werth haben, gerade auf den Schein solcher, weit entfernt, das Ergebnifs einer ernsten Prüfung zu sein, vielmehr nur in dem Bestreben seinen Grund hat den sogenannten Ebionitismus des Johannes wie wenig auch selbst der der Apocalypse erhelle (vergl. Apost. Zeitalter S. 628 Anmerk.) — daraus zu erhärten. Und wenn derlei positiven Tendenzen gegenüber wirklich Freunde christlicher Wissenschaft sich verleiten lassen, sich auf solche Zeugnisse der Gegner zu berufen, sollte jene Bundesgenos➡ senschaft die Entschiedenen nicht an sich selber irre machen?

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so hebt N. vielmehr hervor, wie nothwendig angenommen werden müsse, dafs ebensowenig Petrus alle Berührung mit Heiden, wie Paulus alle Einwirkung auf Juden von sich weisen konnte (S. 208 Anm. 2.); und nach der Aeufserung des Paulus, er sei Allen Alles, auch den Juden ein Jude geworden, wird geradezu: Aehnliches, wie es in der Apostelgeschichte erzählt wird; verlangt, soll dies keine leere Phrase sein (S. 291), wohin z. B. auch die für jene angebliche Diplomatie ausgebeutete Beschneidung des Timotheus gerechnet wird; was den Apostelconvent betrifft, so wird, unter Verfechtung des Canons von der nothwendigen Ergänzung unausführlicher Berichte gegen jenes durch Straufs so trefflich ausgebeutete und von Baur fast noch schrankenloser angewandte aut der inquisitorischen Kritik, behauptet: die Erzählung des Apostels im Galaterbriefe erfordre eben so sehr eine Ergänzung durch Annahme irgend einer öffentlichen, wie die der Apostelgeschichte eine solche durch Voraussetzung einer Privatunterredung, die Bedeutung dieses Convents aber unter schärferer Charakterisirung des die Vermittelung nicht ausschliefsenden Unterschiedes beider Partheien gegen die Einwände jenes auch hier so gewaltig verheerenden aut -aut vertheidigt.

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Gegen die Behauptung von der absichtlichen Hervorhebung der Reisen nach Jerusalem in der Apostelgeschichte wird treffend gezeigt, wie Act. 18, 21 eine solche Reise so leise angedeutet sei, dafs man zweifelhaft sein müsse, ob sie überhaupt gemeint sei. Was die für jene Hypothese so wichtige Annahme des judenchristlichen Charakters der römischen Gemeinde betrifft, so wird die von Baur zur Erklärung der dagegen zeugenden Stellen im Römerbrief geltend gemachte Concession, es seien ja auch Heiden darunter gewesen, zu diesem Zweck entkräftet durch die Bemerkung: auf den dem Apostel beim Briefe vorschwebenden Gemeindecharakter müsse es ankommen, der nicht durch einige Heiden bedingt sein könne (S. 454), wenn aus dem Verschweigen der Collekte in der Apostelgeschichte c. 21. Folgerungen zum Vortheil jener Hypothese gezogen werden, so macht N. geltend: 1) dafs die angeblich ignorirte Feindschaft der Judenchristen gegen Paulus c. 21, 21. entschieden vorausgesetzt, 2) dafs in der Rede des Paulus c. 24, 17. jene angeblich absichtlich ignorirte Collekte ausdrücklich erwähnt werde. Bei dem Zugeständnifs, dafs manchen Judenchristen wohl ihr Judenthum wichtiger gewesen sei, als ihr Christenthum, behauptet doch N. keinen Grund einzusehen, warum nicht wirklich die Juden einen besonders grofsen Antheil an der Gefangenschaft Pauli haben sollten, wie es die Apostelgeschichte darstellt (S. 488).

Bemerken wir in allem Erwähnten, wie unbedenklich jener Ebionitische Spuk und die damit zusammenhängende diplomatische Zersetzung der Quellen zurückgewiesen ist; wird mit vollem Recht S. 572 die ganze Frage nach jenem Pseudo-Ebionitismus auf die höhere Entscheidung zurückgeführt, ob man Christus nur als den betrachte, der den Anstofs gegeben zu einer neuen Entwickelung, welche durch einen Paulus und durch den im Johanneischen Evangelium sich darstellenden Geist über ihn selbst hinausgeführt worden sei", oder ob man die Offenbarung durch Christum als das Ursprüngliché und Vollkommene be→ trachten mufs, woraus der ganze Entwicklungsprocefs

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der christlichen Lehre abzuleiten ist" - so wird doch andrerseits, in einem Grade, zu dem die scharfe Durchdringung jener Fragen bei Gelegenheit der neue sten Streitigkeiten sicher viel beigetragen, auch dem Gegensatze der Jacobischen und der Paulinischen Anschauungsweise sein Recht angethan. Schärfer, als es in den früheren Ausgaben geschehen, wird der durchgängige Unterschied, ja Gegensatz in der Betrachtungsweise des Paulus und des Jacobus als der vom objectiv Göttlichen und vom subjectiv Menschlichen ausgehenden hervorgehoben, treffend der Gegensatz in der Paulinischen Abneigung gegen eine dem Jacobus geläufige Unterscheidung zwischen fides informis und fides formata durch die darin angedeutete Analogie neuerer Kirchengemeinschaften beleuchtet; nichtsdestoweniger aber gegen eine ultrapaulinische Verwerfung dem Jacobusbrief seine Stelle im Canon als rechtmässig zuerkannt.

Um hierbei zugleich die wichtigsten Punkte mitzuberühren, welche im Zusammenhange mit jener Hauptfrage von N. der versuchten Verwirrung entnommen, oder sonst der Entscheidung näher geführt werden, wollen wir die darauf bezüglichen Winke der neuen Ausgabe kurz hervorheben. Jene Schwegler'sche Grille: die Nachricht des Polycrates über den Johannes als einen πεφορηκὼς τὸ πέταλον dergestalt zum Ausgangspunkt einer übrigens ganz unbereclitigten Anschauung vom Johannes zu machen, dafs allen anderweitigen geschichtlichen Merkmalen darüber der Rükken gewandt wird; weist N. durch die Erörterung zurück: wie unmöglich jener Ausdruck in einem Sinne gebraucht sein könne, der selbst über das Maafs des stärksten nachweisbaren Ebionitismus hinausgehn müfste; wie er deshalb bei seiner nothwendig bildlichen Bedeutung für die Schwegler'schen Folgerungen durchaus unbrauchbar sei (S. 616, 17). Wenn Schwegler in der Apocalypse unter dem Namen der falschen Apostel den Paulus angefeindet sieht, so zeigt N. die Grundlosigkeit dieser rein aus der Luft gegriffenen Hypothese (S. 618 Anm.). Die mehr, als blofsen Leichtsinn verrathende Willkühr, mit der Schw. den Tadel des Opferfleischgenusses bei Justin als Beweis seines antipaulinischen Ebionitismus anführt, dabei aber verschweigt was der Sache eine ganz andre Wendung giebt, dafs Justin gegen den darin waltenden Gebrauch bei den Gnostikern und dessen Bedeutung eifert, wird gebührend aufgedeckt (S. 621 Anm.). Eine dankenswerthe Erweiterung hat die Charakterisirung der Apocalypse erhalten, und ein Hauptbollwerk jener Freunde des urchristlichen Ebionitismus wird dadurch erschüttert, dafs selbst abgesehn von der nicht-apostolischen Abfassung der Schrift - jener schon früher angewandte treffende Vergleich mit der Anschauung des Hebräerbriefes durch Hervorhebung des, unter jenen jüdischen Formen verborgnen und auch neben ihnen deutlich hervortretenden, universalistischen und geistig-idealen Charakters gegen die Behauptung des crassen Ebionitismus durchgeführt wird; sowie auch die an Johannes erinnernden Ausdrücke vom óyos und von der o, dem dwg or hierfür benutzt werden (S. 628). Bedeutsam ist ferner in Betreff der äufseren Zeugnisse für die Apocalypse die allerdings höchst interessante Bemerkung, dafs die auffallende Stellung der Worte beim Justin: vng sis, ᾧ ὄνομα Ιωάννης εἷς τῶν ἀποστόλων Χριστοῦ, wenn man auch aus ihr nicht unbedingt auf eine Einschiebung

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schliefsen dürfe, doch zu der Erklärung berechtige: dafs die Unterscheidung der sichren Ueberlieferung und des von Justin als eigne Meinung Hinzugesetzten darin ausgedrückt sei. Auch der Umstand, dafs bei Polycrates, wo alle Ehrenprädikate des Johannes angeführt werden. Eus. V, 29, die Erwähnung des Prophetenthums fehle, die ihm doch viel gelten mufste (S. 631) verdient gewifs Berücksichtigung. Die von Schwegler gegen die Echtheit des ersten Petrusbriefes angeführten Zweifelsgründe, welche für jene Hauptfrage von der gröfsten Wich:igkeit sind, werden als unhaltbar zurückgewiesen. In Betreff des Bedenkens, dafs persönliche Beziehungen fehlen - wobei er zugleich hervorhebt, wie deren Vorhandensein andrerseits als Zeichen der Absicht der negativen Kritik dienen müfste wird gerade dies, zumal dem zweiten Petrusbriefe gegenüber, als Beweis der Unabsichtlichkeit geltend gemacht, dabei zugleich hervorgehoben, dafs der Verf. durchaus den Eindruck eines Augenzeugen der Leiden Christi mache. Wenn Schw. den descensus ad inferos als Beweis des antipetrinischen Ursprungs geltend macht, so erinnert N.: dafs die Marcionitische Anwendung dieser Lehre nicht den Sinn derselben bestimme, sondern eine unabhängige Verbreitung, ja gerade ihrer Eigenthümlichkeit wegen Apostolische Auctorität voraussetze; zugleich wird darauf hingewiesen, dafs gerade ein Augenzeuge von Tod und Auferstehung Christi am Natürlichsten auf jene sonst fernliegende Frage geführt werden, die Begebenheiten bei Cornelius zum Nachdenken darüber veranlassen konnten. Diesen Betrachtungen wird ihr Recht gegen die Sch.'sche Voraussetzung besonders durch Beachtung der beiläufigen, unabsichtlichen Anführung jener Lehre vindicirt (S. 592, 93). Der Behauptung Sch.'s, die im Briefe vorausgesetzten Verfolgungen forderten die Zeit Trajan's", setzt N. schlagend das Zeugnifs der von Sch. und seinen Genossen stets im Munde geführten Apocalypse entgegen (S. 594); gegen die absurde Meinung, der gos 1. Petr. 5, 1. erweise den geltenden Standesunterschied zwischen Clerikern und Laien, liegt die einfache exegetische Erörterung so nahe, dafs wir uns nur über die Dreistigkeit jener mäkelnden Kritik verwundern können, die derselben von fremder Hand bedarf.

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In enger Berührung mit der Ebioniten-Hypothese steht die gegen die Echtheit der kleineren Paulinischen Briefe gerichtete Kritik, die freilich zum gröfsten Theil naiv genug ist, das, was sie durch Fortschaffung derselben erweisen möchte, den gnostischen Ursprung aller präexistentiellen Aussagen über Christum, als Hauptkriterium gegen dieselben vorauszusetzen. Allgemeinen wird der Behauptung, dafs die Voraussetzung gnostisirender Irrlehrer im Colosser- (und Epheser) Brief gegen den apostolischen Ursprung zeuge, die Erklärung entgegengesetzt: dafs selbst ohne jene Briefe der spätere Gnosticismus ebensowohl, wie die Beschaffenheit des apostolischen Zeitalters, solche keimartige Bestrebungen fordere; der Schein gnostischer Betrachtungsweise, den eine oberflächliche Anschauung dem Colosserbriefe zuschreiben könnte, wird durch Nachweis des keuschen, praktischen Geistes, den derselbe athmet, von welchem aus er gerade jene scheinbare Gnosis anstellt, entgegengehalten; das Recht der gnostischen Auffassung des gua bestritten, und die Consequenz jener Hypothesen zum Bewusstsein

gebracht, nach der die bedeutendsten Männer des nachapostolischen Zeitalters sich absichtlich dem Gedächtnifs der Nachwelt entzogen hätten (S. 518). Das Unternehmen, einen Brief voll der lebendigsten, absichtslosesten Aeufserungen eines bewegten Gemüthes, wie den Philipperbrief, für untergeschoben zu erklären, besonders aber jene bekannte, auf der tiefst sittlichen Anschauung beruhende Stelle von Christi Erniedrigung auf die gnostische Fabel von der ausgestofsnen opía zurückführen zu wollen, mufs mit dem Verf. Jeden indigniren, dem noch eine Spur von Einfachheit und geschichtlichem Sinne geblieben ist; und die blofse Erwähnung der Thatsache, dafs der leichthin erwähnte Clemens des Philipperbriefes Baur sogleich an sein Steckenpferd, die Clementinen, nebst ihrer weitverzweigten Kameradschaft erinnert, des Meisters würdig aber der Schüler Schwegler in der Euodia und der Syntyche extempore die juden- und heidenchristliche Gemeinde erblickt, genügt, um den Boden für solche kritische Monstrositäten hinreichend zu charakterisiren (S. 527). Die kritischen Anstöfse de W.'s, deren anerkennende Erwägung wir schon oben erwähnten, können dennoch N. nicht bewegen, die Ueberzeugung von der Echtheit des Epheserbriefes, die er vielmehr dagegen motivirt, aufzugeben: den Baur'schen Schlufs aus der Hinweisung auf das fortschreitende Wachsthum der Gemeinde im Christenthum, die als nicht paulinisch sich aus allen anerkannten Briefen erweise, auf die montanistische Idee von den Zeitaltern der Kirche, dieser brauchte zur Widerlegung nur erwähnt zu werden (S. 521-24); in Betreff der Pastoral briefe ist zu dem Obenbemerkten nichts Weiteres anzuführen.

Als einen besonders dankenswerthen und wesentlich durch die neuesten kritischen Hypothesen veranlafsten Zuwachs in der Entwicklung des Paulinischen Lehrbegriffs müssen wir in Betreff des letzten Streitpunktes die besonders sorgfältige und scharfsinnige Entwicklung bezeichnen, durch welche von S. 799-804 die Lehre von der Präexistenz Christi rein aus den Galater, Römer- und Corintherbriefen abgeleitet wird. Wir glauben entschieden behaupten zu dürfen, dafs der durchaus ungezwungnen, harmonischen und folgerechten Darstellung des Inhalts jener Stellen gegenüber das sich scheu vorbeiklemmende Benehmen der Baur'schen Auslegung vollkommen gerichtet erscheint und somit das Fundament, auf dem der ganze mühselige Bau seines neugezimmerten apostolischen Zeitalters ruht, mit dem Bau zugleich zusammenstürzt.

Hat uns die Betrachtung der ebionitischen Hypothese gezeigt, mit welcher Entschiedenheit und mit wie glücklichem Erfolge ihr N. Schritt für Schritt begegnet, ohne sich weder in der Einzelkritik, noch in der historischen Anschauungsweise zu apologetischen Fiktionen oder Machtsprüchen ängstigen zu lassen, so können wir uns nicht enthalten, zur Erklärung dieser leidenschaftlosen Ruhe auf die Ueberzeugung hinzuweisen, welche einzig im Stande ist, der Wissenschaft diese edle Würde und Gelassenheit zu sichern. Wir meinen damit das unerschütterliche Bewusstsein davon, dafs alle Evidenz der wissenschaftlichen, zumal der kritischen und apologetischen Demonstration, ihre natürlichen Grenzen an dem Gebiete hat, in dem die Axiome der freien persönlichen Ueberzeugungen liegen.

Es sei uns vergönnt, unter vielen diejenige Stelle

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anzuführen, in welcher der Verf. diese Ueberzeugung am bestinimtesten ausspricht. Bei der Entscheidung über die Objectivität der Erscheinung Christi, die dem Paulus zu Theil geworden, schliefst N. seine Demon→ stration folgendermafsen: Freilich wird eine Thatsache, wie diese, ihrer Natur nach sich auf eine allgemein überzeugende Art nie beweisen lassen. Es bedarf, um sie in ihrer Realität anzuerkennen, eines gewissen Standpunktes der Betrachtung; wer diesem fremd ist, wird sich dagegen sträuben müssen. Schon überhaupt giebt es ja für die Geschichte keine mathematische Demonstration: Glaube, Vertrauen wird für die Anerkennung der geschichtlichen Wahrheit immer in Anspruch genommen"... Wer auf jenem Gesetze (des gewöhnlichen Weltverlaufs) Alles erklären zu müssen glaubt, nichts Uebernatürliches anzuerkennen entschlossen, durch den ganzen Standpunkt seiner Weltbetrachtung dazu genöthigt ist, der wird sich gedrungen fühlen, auch die Bekehrungsgeschichte des Paulus auf jenes gewöhnliche Gesetz zurückzuführen; ... es wäre vergeblich, mit ihm über das Einzelne zu streiten, wo der tiefer liegende Gegensatz des ganzen Standpunktes den Gang der Untersuchung und ihr Resultat im Voraus bestimmt hat". Diese Ueberzeugung allein kann vor jenem krampfhaften und chaotischen Beginnen sichern, das in den Bestrebungen des Tages aller Orten laut wird, durch eine an der Geschichte und ihren Zeugnissen geübte Gewaltsamkeit die zugemessene Ueberzeugungskraft zu einem unnatürlichen Grade abgeschlossener Demonstrirbarkeit zu überspannen; sie befähigt allein, die rechte Entschiedenheit und mit ihr zugleich die rechte und nicht minder nöthige Unentschiedenheit zu wahren. Und wollen es denn die Theologen aller Partheien sich noch immer vergeblich versichern lassen, was schon der nichttheologische Anti-Götze ihnen fruchtios vorhielt, dafs die Kunst der Sicherheit bei allen Zweifeln zugleich gröfser und erspriefslicher sei, als jener peinliche Eigensinn, der nur sich und Andren seine Gewissensangst zu verbergen strebt?

Indem wir zur Betrachtung des Theiles übergehen, welcher die Darstellung der apostolischen Lehrformen behandelt, beschränken wir uns im Allgemeinen auf die dem oberflächlichsten Ueberblick sich aufdrängende Bemerkung: dafs auch hier, wo nur sehr selten der Gegensatz jener unterhöhlenden Kritik zur Schärfung und tieferen Begründung nöthigte, das Streben des Verfassers, sich selbst genug zu thun, an deren Stelle getreten ist. Beruht die unbestrittene Meisterschaft des Verf. gerade in Darstellung der apo→ stolischen Lehrformen auf jener seltenen harmonischen Stimmung, auf jenem divinatorischen Takt, der nach lebendigen Gesetzen das Auseinanderliegende zur einheitlichen Gliederung zu verbinden weifs, so hängt es mit diesem auf die Einheit und in die Tiefe gehenden Gefühle zusammen, dafs die, zumal in einer gegensätzlichen und dadurch nach Abwechslung strebenden Darstellung, erscheinende discursive Auseinanderlegung dem eigenthümlichen Charisma des Verf. mehr fern liegt. Um so erfreulicher ist es, gerade in dieser Beziehung die feilende und fortbildende Hand desselben auf's Eifrigste thätig zu sehen. Hierhin gehört eine grofse Zahl vergleichender und antithetischer Ausführungen, wie sie uns überall begegnen, z. B. bei Gelegenheit des Begriffs der Demuth bei Paulus, der lehrreiche Hinblick auf die Stellung der Demuth bei

den Heiden, auf die dahin gehörende Anschauung des Herodot und des Plato (S. 759, 60); bei Behandlung der oopla die Erwägung der Aristotelischen Eintheilung in σοφία und φρόνησις. Damit hängt es zusammen, wenn, wie wir schon oben anführten, die Stellung des Jacobus gegen Paulus schärfer charakterisirt, der Unterschied zwischen der Anschauung von der Auferstehung in den Thessalonicher- und Corintherbriefen zugegeben wird (S. 836). Dahin gehört die schärfere Charakterisirung der Lehre von der Erwählung (S. 823) und ihre ausdrückliche Wahrung gegen die Verbindung mit einer prädestinirten Verdammnifs. Vor Allem aber müssen wir hierbei einen, zugleich durch seinen antithetischen und lichtverbreitenden Charakter wichtigen, Zusatz erwähnen, durch welchen der seit je von Neander mit vorzüglicher Gründlichkeit behandelte an→ thropologische Theil der Paulinischen Lehre in erhöh→ ter Klarheit hervortritt und gegen die zugleich gewöhnlichste und fremdartigste Verkehrung geschützt wird. Ist es nämlich das besondre Verdienst Neander's, gegenüber jener durch die modern philosophische, specifisch griechische Betrachtungsweise Mode gewordenen Verkehrung der Paulinischen Lehre vom Gegensatze des Natürlichen und Uebernatürlichen in die vom Sinnlichen und Geistigen, wie sie besonders Usteri's Darstellung verschuldet, die Eigenthümlichkeit des Verhältnisses von ágs und xveva gewahrt zu haben; so kann doch nicht geleugnet werden, dafs die Grenze des ganz eigenthümlichen Gebietes, auf dem sich PauJus aller natürlichen Speculation gegenüber bewegt, durch die blofse Erörterung des Begriffs der oάgs, in dem dasselbe besonders zur Erscheinung kommnt, nicht scharf genug bezeichnet war. Das Bewusstsein dieser Lücke hat den Verf. bewogen, eine Betrachtung über die Paulinische Trichotomie (oñμa, yuxý, xvɛõμα) im Gegensatz gegen die griechische (σώμα, ψυχή, νοῦς) hinzuzufügen, durch welche mit sichrer Hand der tiefste Grund der Paulinischen Anthropologie als Beziehung des Menschen auf Gott durch die Gemeinschaft des vua dargelegt, daraus die praktische Gegensätzlichkeit in der Betrachtung des vuxós und des zvevparinós erhärtet und die allein daraus verständliche Bedeutung des inneren und äufseren Menschen erörtert wird. So erst trilt, der modegewordenen intellectualistischen und natürlichen Betrachtungsweise gegenüber die Paulinische von Grund aus in ihr volles Licht, und an keiner Stelle begründet sich tiefer in der Apostolischen Lehre der in der Vorrede ausgesprochene Protest gegen den um sich greifenden Verstandesfanatismus, der.... aus dem Menschen, von dessen wahrem Wesen das Verlangen nach Uebernatürlichem und Ueberweltlichem unzertrennlich ist, eine intelligente, überkluge Bestie zu machen droht"; ein Protest, von dem man andrerseits gerade bei solchen Stellen am deutlichsten sieht, wie er dem Verständnifs des in denselben so nachdrücklich einslimmenden Apostels so trefflich zu Gute kommen mufs. Freilich sind wir so sehr geneigt, die hohe Bedeutsamkeit jenes aufgewiesenen Gegensatzes anzuerkennen, dafs wir, jener verderblichen Verwirrung gegenüber und in Betracht der fundamentalen Stellung, welche dieselbe in der offenbarten Religion überhaupt in Vergleich zur Naturbetrachtung einnimmt, nicht allein die Paulinische, sondern die Lehre des N. T., ja die der heiligen Schrift überhaupt, erst von ihr aus und in Beziehung auf sie in ihrem eigenthümlichen

Charakter gewahrt zu sehen hoffen würden; wie denn alle Gegensätze der ethischen und der historischen Anschauungsweise, ja alle Räthsel derselben, in dieser ihre Lösung finden müssen. Allein auch in diesem Punkte wie in so vielen andren sehen wir beim Verf. mehr das höhere Verdienst, an jeder Stelle, wo Gegensatz und Construction herausgefordert wird, den Besitz der zureichenden Anschauung gleichsam aus dem vertrauten Gespräch mit der Seele des Gegenstandes heraus verrathen zu können, als das geringere, von der gespreizten Flachheit unserer Tage für das einzige gepriesene: denselben in scharfen, gegensätzlichen Formen gleichsam zu verleiblichen. Je öfter es aber begegnet, dafs wir uns durch die Voreiligkeit eines solchen, den reichen Strom des mannichfaltigen Lebens nur allzuleicht hemmenden Bestrebens um den reichsten Gehalt desselben betrogen sehen, um so aufrichtigerer Dank gebührt dem Manne, der vor Vielen, und den Meisten zum Trotz, dem einfach Nothwendigen den freilich verführerischeren Schmuck des im besten Falle nur Wünschenswerthen zum Opfer bringt, zumal er darin mit festem Bewusstsein dem Gesetze seiner Eigenthümlichkeit folgt.

Gleichfalls in Beziehung auf jenen innersten Gegensatz der Betrachtung haben wir es als eine Vervollkommnung der Darstellung hervorzuheben, dafs die früher in einer Anmerkung nur beiläufig erörterte Stelle 1. Cor. 15, 46. von dem Unterschiede des ersten und des zweiten Adam, des xoinós und des «veMarinós, durch nachdrücklichere Behandlung im Zusammenhange des Textes dem verwirrenden Gebrauche für die Ansicht von Begründung und Nothwendigkeit der Sünde in der sinnlichen Natur entnommen und zum Nachweise der Apostolischen Lehre über die Verklärungsbedürftigkeit der ursprünglichen Menschennatur benutzt ist (S. 669). Mit der nachdrücklicheren Erwägung jener merkwürdigen Stelle hängt eine wichtige Ergänzung der Lehrentwicklung über das Ziel des creatürlichen Daseins und die Stellung Christi zur ursprünglichen Bestimmung des Menschen zusammen. Deren Bedeutung für die Verklärung des Menschen, auch ohne Voraussetzung des Sündenfalles, erweist nämlich der Verf. im Zusammenhange der Paulinischen Lehre besonders aus jener Stelle (S. 697 und 698). Von welcher Wichtigkeit aber für die Rettung der menschlichen Freiheit im Sündenfalle, ohne Beeinträchtigung der Würde Christi, diese Erörterung ist, wird eben so sehr, wie die nahe Berührung mit den kirchengeschichtlichen Forschungen N.'s (wir erinnern nur an die Darstellung des Gegensatzes zwischen der occidentalischen und orientalischen, der antiochenischen und alexandrinischen Anschauungsweise und an die Entwicklung der Lehrweise Theodor's von Mopsveste) dem aufmerksamen Leser sich aufdrängen. Die Berechtigung der besonders durch Schleiermacher hervorgehobnen Anschauungsweise im Zusammenhange der christlichen Lehre tritt dadurch gleichfalls in ein helles Licht. In Betreff der vielbesprochnen Stelle über die Apokatastasis, deren Wahrung gegen pantheistische Auslegung wir schon erwähnt haben, macht der Verf. die für die praktische Benutzung derselben sehr bedeutsame Bemerkung: wie die, besonders in der Plötzlichkeit des ira (1 Cor. 15, 24) sich zeigende, mehr andeutende, als aussprechende Wendung derselben, nicht ohne Absicht gewählt sei (S. 837, 38).

Was die anderweitigen apostolischen Lehrform on

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aufser der Paulinischen betrifft, so bedurften und erhielten diese nur geringe Aenderungen; in Betreff des Jakobus haben wir das Hergehörige schon oben bemerkt; was den Johannes angeht, so zeigt sich bei diesem nur an einer Stelle eine wiewohl nicht ausdrückliche Beziehung auf den neusten (Baur'schen) Versuch, dessen Evangelium zum Bekenntnifs eines gnostischen Dualisten zu machen. Die Erklärung, dafs jener Dualismus nur durch Anführung bestimmter Aussprüche erhärtet werden könnte, welche durchaus von einer solchen Auffassung zeugten", schliefst wohl den Grund in sich, weshalb N. sich nicht gedrungen fühlen konnte, im Einzelnen weiter einzugehen, da die Abentheuerlichkeit solcher, wenn auch noch so sehr ausgesponnenen, blofsen Behauptungen die Möglichkeit jeder eigentlichen Widerlegung abschneidet. In Uebrigen müssen wir gerade bei diesem Abschnitt jene im Eingang erwähnte Bedeutung des ganzen Werkes am Entschiedensten geltend machen, dafs nichts mehr, als der harmonisch klare Eindruck des einfachen Verständnisses, geeignet ist, die modernen Gespensterseber zurückzuweisen. Oder sollte das Zeugnifs eines vom ursprünglichen Geiste gerade des Johanneischen Gottes- und Christusbildes tief durchdrungenen Dolmetschers nicht eine bessere Schutzwehr bilden, als ein ewig wiederkehrendes Gezänk über Voraussetzungen im Einzelnen, die doch zuletzt immer nur auf einen aufserhalb des näheren Streitpunktes liegenden Gegensatz führen? Wir wenigstens danken es dem Verf., dafs er nicht durch den fruchtlosen Lärm eines solchen Geplänkels die tiefe, heilige Stille störte, die der Geist des Johannes beut und fordert.

Die diesem Blatte gesteckten Grenzen hindern uns, im Einzelnen noch so manche neuhinzugekommnen Bemerkungen und Erörterungen zu erwähnen, welche mit dazu beitragen, den Titel einer verbesserten und vermehrten Auflage zu rechtfertigen; das aber hoffen wir durch das Bisherige anschaulich gemacht zu haben, dafs der Verf. das volle Recht hatte, Pascal's schönes Wort:

Il faut avoir ces trois qualités, Pyrrhonien, Géomètre, ChréTien soumis; et elles s'accordent et se tempèrent, en doutant où il faut, en assurant où il faut, en se soumettant où il faut. ohne Erröthen seinem Werke an die Stirn zu schreiben, und dafs, wenn der Verf. eines solches Werkes sich genöthigt sieht, zu erklären, dafs er sich weder um den Vorwurf der Halbheit, noch der Inkonsequenz, nach der Unentschiedenheit oder Glaubensschwäche kümmre, die Schmach eines solchen Vorwurfs doppelt auf jene meist jugendlichen Glaubensrenomisten zurückfällt, welche nicht einmal der Handschlag, den sie den begierig zugreifenden Gegnern des Christenthums damit leisten, vor einer Stellung zurückschreckt, an der fast mehr die Verwirrung der religiösen Einfalt durch ein ganz fremdartiges Partheiechauffement, als der wissenschaftliche Stelzenschritt empört und schmerzt.

Betrachtungen über die ́altkirchliche und moderne Dogmatik der evang.-protest. Kirche.

459. Die Lehrfortbildung in der evangelisch-protestantischen Kirche auf dem Grund der Augsburgischen Konfession. Ein Versuch, als Beitrag zur Verständigung über die dogmatische

Aufgabe der Gegenwart von Georg Reich. Hamburg u. Gotha, Perthes. 1847. VIII u. 158 S. 8. 24 Sgr.

(Schlufs des in No. 12. abgebrochenen Artikels.)

Im Folgenden bringt der Gegenstand selbst eine mehr stoffliche Behandlung mit sich. Welches ist, mufs man fragen, der fortzubildende Inhalt des Christenthums, oder was ist am Christenthum das Charakteristische? Dieses ist, antwortet der Verf., eine Thatsache und zwar ,,die Thatsache der Erscheinung des Lebens Jesu als des Christ's", mit den beiden, stets besonders betonten faktischen Momenten: Tod und Auferstehung. Er führt hiefür einen hinlänglichen Beweis; aber eben so wichtig erscheint es, den Begriff der Thatsache, wie er auf dem Gebiete des Christenthums sich zeigt, aufzustellen, und wir können nur ganz beistimmen, wenu der Verf. sagt, durch jene Thatsache werde das Christenthum,,auf den Grund der Geschichte versetzt und zum eigentlichen Höhepunkt der Geschichte der Menschheit dadurch gemacht, dafs es die irdisch-geschichtliche That Gottes selbst ist". Hiernach ergiebt sich als Hauptgesetz für die Fortbildung, dafs in ihr Alles bleibend ist,,,was als die geschichtliche Thatsache des Lebens Jesu bildend und mit ihr sonst zusammenhängend, aus ihr folgend und von ihr vorausgesetzt, als Lehre kirchlich entwickelt und festgestellt worden ist“, jedoch unter der Bedingung, dafs die also herausgestellten Momente durch berechtigte neue Momente oder durch richtigere Betonung modificirt werden dürfen. Mit dem letztern Satze hat der Verf. zugleich ausgesprochen, inwiefern er eine veränderliche Seite in der Lehrentwicklung annimmt. Er geräth hier in Streit mit der von H. W. J. Thiersch („Vorlesungen über Katholicismus und Protestantismus") geltend gemachten Ansicht, der zufolge jene Entwicklung vielmehr eine abnorme gewesen ist. Und zwar meint er, darnach „wäre es um den Begriff der Entwicklung des Christenthums geschehen und es könnte uns höchstens das Geschäft bleiben, geschichtlich zu sammeln, was irgend für Momente sich herausgestellt haben". Zur Widerlegung dieser Meinung giebt er an der Hand der Dorner'schen Christologie eine Uebersicht jener Entwicklung, und freut sich am Schlusse über die Stetigkeit derselben ihrem äufseren Verlauf nach". Wir können diese Nachweisung als ganz gerecht annehmen, auch wohl zugestehen, dafs die kirchlichen Bekenntnisse und Symbole, wenn auch der Lehrbegriff noch nicht selbst, doch,,die bleibende Basis desselben" seien, und sehen uns trotzdem genöthigt, der oben getadelten Ansicht auch Raum zu geben. Denn durch die letztere wird gerade die Grundthatsache des Christenthums recht hoch gestellt, und es wird durch sie nur die Gefahr, die Entwicklung mit der Thatsache selbst mehr oder weniger gleichzustellen, verhütet. Auch der Verf. selbst kann diese Ansicht nicht ganz von sich weisen, denn nehmen wir die oben von ihm aufgestellte Bedingung streng, so können wir in den Fall kommen, die früher ,,heransgestellten Momente" so gut wie ganz beseitigen zu müssen. Ein in gerader Linie fortgehendes Wachsthum findet ja, wie das Faktum der Reformation beweist, doch nicht Statt, und so wird die Annahme einer periodischen Erneuerung immer der Annahme einer fortgehenden Entwicklung zur Seite gehen müssen. Was nun die Fortbildung des christlichen Lehrbegriffs in der Gegenwart betrifft, so lafst sich die Tendenz des Verf.'s am besten mit seinen eigenen Worten angeben:,,wir können nicht anders als die veränderte Gestaltung des modernen Bewusstseins und sonstiger hierher gehöriger Umstände auch in gutem Sinne anzuerkennen". Demnach ist es, um den herkömmlichen Ausdruck zu gebrauchen, die Aufgabe unserer Zeit, der Subjectivität ihr Recht zu verschaffen, und dies geschieht, nach dem „guten Sinn", durch Auffindung einer neuen Form. Hiermit aber ist auch schon die Richtung des ganzen zweiten Abschnitts bezeichnet.

Theils aus äufsern, theils aus innern Gründen hat der Verf. für den praktischen Zweck dieses Abschnittes die Augsb. Conf. gewählt. Unter den erstern wird auch angeführt, dafs dieses Bekenntnifs noch von dem Hinblick auf

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