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Atmospheric Fluid. 2. edit. 254 S. 12. 3 sh. Prof. Draper A Text-Book on Chemistry; for the use of Colleges and Schools. 3. edit., with nearly 300 illustrations. 418 S. 12. 9 sh. - J. M. Bechstein Chamber Birds; their Natural History, Management, Habits, Food, Diseases, Treatment, and the Methods of Catching them. Translated from the last German edition, by W. E. Shuckard. To which are added, Observations compiled from the Works of British Naturalists. 384 S. mit zahlreichen Holzschn. 7 sh.

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Medicin.

Deutschland. 109. Pathologische Untersuchungen über die Verderbnifs der Zähne. Gekrönte Preisschrift des deutschen Vereins für Heilwissenschaft in Berlin. Vom Prof. Dr. med. Klencke in Braunschweig. Berlin, 1846. Gedruckt auf Kosten des Vereins für dessen Mitglieder. Mit 3 lithogr. Tafeln. 72 S. gr. 4. Diese Preisschrift eines durch verschiedene populäre und physiologische Schriften bekannten, von der Kritik öfter hart angegriffenen Verfassers ist wenigstens bis jetzt nicht in den Buchhandel gelangt. Das neuste Heft der Heidelb. Jahrb. für Literatur (Nov.-Decbr.) enthält eine ausführliche, anerkennende Recension von „Aug. Ferd. Speyer“ (zu Bettenhausen bei Cassel).

Frankreich. 110. Exploration scientifique de l'Algérie pendant les années 1840-42. Publiée par ordre du gouvernement et avec le concours d'une commission académique. Sciences médicales, II. Paris, Langlois et Leclercq u. bei Masson. 16% Bog. (Inhalt: J. A. N. Perier De l'hygiène en Algérie; dazu: A. Berbrugger Mémoire sur la peste en Algérie. Beide Verfasser sind Mitglieder der scientif. Commission. M. F. Bongrand Recherches médico-chimiques sur la nature et la propriété des eaux minérales de Cossuejouls. Rodez. 1% Bog. MM, Cl. Bernard et Ch. Huette Précis iconographique de médecine operatoire et d'anatomie chirurgicale; dessiné d'après nature par M. J. B. Leveillée. Paris, Méquignon-Marvis. 5. Lief. 1 Bog. 12. mit 10 Taf. Rozy Mes doutes et mes idées philosophiques, ou Reflexions médicales, suivies de quelques considérations sur l'organisation humaine et sur les causes premières des maladies. Rodez. 4 Bog. (Ist mit der Art. 100, erwähnten Broschüre dess. Verf. zusammengebunden.)

111. In der am 14. Dec. gehaltenen Jahressitzung der Académie de médecine las Bousquet eine Lobrede auf Jenner, Baillurger eine Abh, sur la paralysie pellagreuse. An Preisen wurden vertheilt: 3000 Fr. für Valleix Traité des nevralgies; 1800 Fr.; Leber für seine mikroskopische Untersuchung der Tuberkeln; 1000 Fr. an Segond für dessen Arbeit „sur l'influence comparative du régime animal et du régime végetal.“

Russland. 112. G. v. Samson - Himmelstiern Mittheilungen aus dem praktischen Wirkungskreise des Prof. der Staatsarzneikunde an der Univ. Dorpat. Uebersicht des J. 1846. Dorpat, Gläser. 24 Sgr.

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Frankreich. 115. A. Quetelet Elémens d'Astronomie. 3. édit. revue et corrigée. Paris, Hachette et comp. 113 Bog. 12. mit 2 Taf. 3 Fr. P. Breton (de Champ) Traité du Nivellement comprenant la théorie et la pratique du nivellement ordinaire et de nivellemens expéditifs, dits préparatoires ou de reconnaissance. Paris, Mathias. (Augustin.) 19 Bog. mit 4 Taf. 5 Fr.

Conférences sur l'emploi des manoeuvres d'infanterie devant l'ennemi. Rédigées par le colonel. Le Louterel pour l'instruction des officiers du 21. régiment de ligne. Paris, Dumaine. 6% Bog.

Pädagogik.

116. Ueber Gymnasien und Realschulen. Ein Beitrag zur Beantwortung der Frage über die Vorschule zum Studium der Naturwissenschaften überhaupt und der Heilkunde im Besonderen von O. F. Becker, Land- und Stadtgerichts-Rathe zu Nordhausen. Sondershausen. Eupel. 1847. 64 S. 8. Thir.

Persönliche und lokale Interessen haben diese Broschüre hervorgerufen; das bedingt wesentlich ihren Charakter. Neues und Bedeutendes, was geeignet wäre, dem alten Streite zwischen Gymnasien und Realschulen eine andere Wendung zu geben, haben wir in ihr nicht gefunden; indefs ist es erfreulich, dafs auch einmal ein Laie auftritt, um die ungereimten Prätensionen mancher Realschulmänner zurückzuweisen, Der eigentliche Inhalt unserer Broschüre bezieht sich auf die in den letzten Jahren schon mehrfach verbandelte Frage: ob Real- und polytechnische Schulen sich nicht besser als die Gymnasien zur Vorbildung der künftigen Mediciner, Chemiker, Physiker u. s. w. eigneten. Ein Artikel in der allgemeinen medicinischen Zeitung vom J. 1846, der diese Frage bejahete, veranlafste den Herrn L.-G.-Rath Becker in Nordhausen, seine entschieden abweichende Ansicht öffentlich in einer Zeitschrift geltend zu machen. Dies erzürnte den Director der Realschule in Nordhausen, der nicht zugeben, wollte, dafs Realschulen unfähig zur Bildung der Mediciner seien. Hr. Becker vertheidigte darauf in einem zweiten Artikel seine Ansicht. Aus diesem kleinen Journalkampfe ist die vorliegende Schrift hervorgegangen, in welcher Hr. B. das früher Gesagte zusammenfafst und zum Theil weiter ausführt. Der 1. Abschnitt (1—26) bezieht sich nur auf Persönliches und enthält eine Polemik gegen den Director der Realschule in Nordhausen. Nach der hier vorliegenden, freilich immer nur einseitigen Darstellung, hat sich derselbe Manches zu Schulden kommen lassen, was sich nicht wohl rechtfertigen läfst. Um von dem Persönlichen abzusehen, heben wir nur Eins heraus, was uns zur Bestätigung einer Beobachtung dient, die wir schon oft gemacht haben. Nirgends hört man mehr als bei Lehrern von Realschulen „vom unpraktischen Wissen und unpraktischen Spekulationen und Stubengelehrsamkeit" reden, und gerade den Meisten unter ihnen scheint jener Sinn der einfacheu und natürlichen Darstellung, scheint jene grofse Kunst des praktischen Mannes, in jedem Worte den Nagel auf den Kopf zu treffen, in hohem Grade zu fehlen. Ein wahres Musterbeispiel jener Kunst, den Nagel nicht auf den Kopf zu treffen, finden wir in einer Charakteristik, in welcher der genannte RealschulDirector den Unterschied zwischen Gymnasium und Realschule darzulegen sich bemüht; sie lautet: „Wenn im Gymnasium die klassische Welt mit Allem, was sie auszeichnete, im Geiste wieder aufleben soll, so soll in der Realschule der lebendige Verkehr mit der Gegenwart sammt den ihr angehörigen geistigen Errungenschaften möglich gemacht werden. Wenn dort vom Ideal zur Wirklichkeit geschritten wird, so führt der Weg hier von der Wirklichkeit zum Ideal, die Wissenschaft von der Natur ist die Vergeistigung derselben. Wenn dort die poetische Schönheit entzückt, so begeistert hier der klare und gründliche Ausdruck der Wahrheit; jene kann auf ihren Gipfelpunkten die Wahrheit nicht entbehren, dieser wird schön, wenn ihn kein besserer vertreten kann. Dort pafst die Wirklichkeit nicht immer zur Idee, hier ist die wissenschaftliche Idee nicht immer aus der Wirklichkeit herauszufinden." In der That seltsam, wie ein Realist auf solche verschwommene, durch und durch schiefe Spekulationen kommen kann! S. 2764 sucht Hr. B. zu beweisen, dafs nur das Gymnasium, nicht aber die Realschule, geschickt und befähigt sei, dem künftigen Mediciner oder dem, der die Naturwissenschaften zu seinem Studium machen will, die rechte wissenschaftliche Vorbil→ dung zu geben. Mit der Thesis sind wir durchaus einver

standen, nicht so mit der Beweisführung, obwohl im Einzelnen richtige Gesichtspunkte aufgestellt werden. So lange sich noch keine bedeutenderen und competenteren Instanzen in dieser Beziehung gegen das Gymnasium und für die Realschulen ausgesprochen haben, halten wir es nicht der Mühe werth, näher auf die Sache einzugehen. Sonderbar ist es nur, wenn hier und da ein Mediciner selbst für die Realschulen sich entscheidet: das ist der sichere Weg, den Stand der Mediciner einige Stufen herabzudrücken. Man kann einmal zugeben, dafs der praktische Mediciner als Praktiker nicht klassische und anderweitige wissenschaftliche Bildung nöthig hat; auch die Geistlichen brauchen in ihrem Beruf kein Latein und Griechisch; es hat auch Zeiten gegeben, wo sie von beiden nur eben soviel wufsten, dafs man glauben könnte, sie hätten Realschulen besucht; es ist aber auch bekannt, was dies Zeitalter der Reformation von der Unwissenheit und Rohheit der Mönche gesagt hat; ebenso be... kannt ist, was man auch in unserer Zeit hier und da von der Bildung der katholischen Geistlichkeit urtheilt. Danach scheint es unausbleiblich, dafs durch jenen Vorschlag der Stand der Mediciner von der Höhe eines wissenschaftlichen Berufes auf die grofse, weite Ebene der nothwendigen Gewerbe herabgedrückt wird.

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Deutschland. 117. F. Jacobs Schriften für die Jugend. Bd. 1. Allwin und Theodor. 5. Aufl. Leipzig, Dyk. 16. Thir. J. P. Thielmann Materialien für den ersten Religionsunterricht bei Kindern. Bdchn. I. Wiesbaden, Friedrich. n. Thir. 0. Strafs Deutsches Weihnachtsbuch für arme Kinder, Berlin, Stuhr. n. Thlr. Jugendspiele. 1. 2. Th. Knaben- und Mädchenspiele. Tilsit, Sommerfeld. 8. à 12 Sgr. H. Arnheim Zwei Erzählungen für die reifere weibliche Jugend. Leipzig, Hunger. 21 Sgr.

Handelswissenschaft. Gewerbskunde. Landund Forstwissenschaft.

118. Die deutsche Küste und das Binnenland, oder Deutsch lands Handelslage um das Jahr 1846. Von George Oehlrich. Hamburg, Verlags-Compt. 1847. VI u. 184 S. 1 Thlr.

Ein interessantes und gut abgefafstes Schriftchen, das zwar die deutsche Handelslage vom Standpunkte der Hansestädte aus ansieht, aber nichtsdestoweniger namentlich auch den süddeutschen Staaten manche beherzigenswerthe Wahrheit sagt. Der Hamburger macht sich deutlich genug bemerkbar, wenn es (S. 49) heifst, nichts in der Welt sei jetzt wohl besser organisirt, wie der Grofshandel, der sein Netz über die ganze Erde ausbreitet. Gegen die ganze Welt werde sich doch wohl der deutsche Fabrikant nicht auflehnen wollen; weshalb wir Deutschen nichts Besseres zu thun haben, als uns dem Welthandel anzuschliefsen, um der Vortheile desselben theilhaftig zu werden. Belgiens EntrepotSystem findet der Verf. bei dem vorgeschlagenen Differenzial-Zollsystem so lockend, dafs er anrath, in den deutschen Seestadten gleichfalls Freilager für jene begünstigten Colonialprodukte zu errichten, jedoch wohlgemerkt mit der Beschränkung, dafs man da, wo liberale Zolleinrichtungen bewährtermassen Handel und Wandel begünstigten, diese ferner unangetastet lasse und die Bewegungen eines Seeplatzes nach der See zu nicht hindere. Unter solchen Bedingungen könnte sich allerdings auch Hamburg ein Differenzial-Zollsystem, wogegen es sich so gewaltig auflehnte, gefallen lassen. Sehr richtig nimmt der Verf. den Handelsvertrag in Schutz, den Preufsen, als Vorstand des Zollvereins, am 1. Septbr. 1844 mit Belgien abschlofs. Deun was hat Preufsen anders gewollt, als den Rheinlanden, Baden, Baiern, Würtemberg eine zollfreie Strafse nach und von der See durch ein fremdes Land zu verschaffen! Nach Annahme eines Differenzial-Zollsystems würden sich wohl noch weitere Begünstigungen für den

deutschen Handel verabreden lassen. Die Hansestädte können bei den harten Beschuldigungen, die man gegen sie erhob, füglich erwidern, dafs es mehr als bedenklich wäre, durch Finanzoperationen und Zolleinrichtungen die einzigen wahrhaft grofsartigen Handelsplätze, die man bat, zu zwingen, die bisher verfolgte naturgemasse Bahn zu verlassen und mit ihrer Handelspolitik in ein Schwanken zu gerathen, das für den Kaufmann wie für den Fabrikanten, gleich verderblich sein müfste (183). Ein etwas eigenthümlicher Grund ist es, wenn der Verf. sich gegen die Anstellung gemeinsamer deutscher Consuln deshalb erklärt, weil wir noch keine Kriegsflotte haben. Aber Recht hat er darin, dafs solche Consuln gut besoldet und gehörig instruirt sein müssten. Die Zahlenverhältnisse des innern Handels und die fremden Zolltarife sind vollständig zusammengestellt. Im Anhang wird über Handelsflotten und Kriegsmarinen Einiges beigebracht.

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Deutschland. 119. v. Ponzelin Zur Theorie der Kamine. 2. Aufl. Landshut, Thomann. 9 Sgr. Der Landwirth des 19. Jahrhunderts. 5. Abschnitt. Die Gärtnerei. 2. u. 3. Th. Stuttgart, Scheible, Rieger u. Sattler. 16. à 6 Sgr.

Frankreich. 120. J.-J. Bisson Remarques sur le service vicinal et méthodes pour le tracé des voies de communication et principalement des courbes de raccordement et pour la construction des plans d'alignement. Saint-Aignan, chez l'auteur. 4% Bog. mit 3 Taf. 12. — J. Lipowski Traité complet de dessin linéaire à l'usage des jeunes gens qui se destinent aux écoles spéciales et aux professions industrielles. Part 1.: Dessin à main libre. 1% Bog. mit 21 Taf. Part. II. Dessin géométrique. Strafsbourg, Levrault. Paris, Bertrand. 7% Bog. mit 21 Taf. 4.

121. G. Abel Blouet Traité théorique et pratique de l'art de bâtir, de Jean Rondelet architecte, membre de l'institut. Tome 1. Paris, Didot. 31 Bog. mit 1 Atlas. 1 Bog. Text u. 50 Taf. 60 Fr. Das Supplement soll aus 2 Bänden bestehen; dazu ein Atlas von 105 Bog. Beauvilliers et Ant. Carême La cuisine ordinaire. 4. édit, très-augmentée, contenant etc. 2 vols. Paris, Brière, 57% Bog. mit 10 Taf. 101⁄2 Fr.

Schöne Literatur und Kunst.

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Deutschland. 122. J. F. Castelli's Sämmtliche Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand, Auswahl. 2. Aufl. 1. Bdch. Gedichte. Wien, Mayer u. Co. 16. Die ganze Sammlung wird 3 Thlr. kosten. W. Meinhold Gesammelte Schriften. 6. Bd. Sidonia von Borck, die Klosterhexe. Bd. 2. Leipzig, Weber. Als Rest, F. W. Arming Die Wiellinger. 3. Th. Ebend. Als Rest. R. Reineck Die Wurzelprinzessin. Ein Kindermährchen. Leipzig, G. Wigand. 4. n. 1 Thlr. C. Lohmayer Frater Balduin der Siedler an der Mordschlucht. 2. Abth. Landshut, Thomann. 20% Sgr. R. Benedix Gesammelte dramatische Werke. 4. Bd. Leipzig, Weber. 12 Thlr.

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F. Rutte Ein Sträufschen. Gedichte, Wien, Jasper, Hügel u. Manz. 16. 18 Sgr. F. v. Sallet's sämmtliche Schriften. Breslau, Schulz. 16. 14 Thlr. Dies. Bd. 1. Laien-Evangelium. 5. Aufl. Ebend. 16. n. 1 Thlr. Collection of British authors. Vol. 138. u. 139. Harry Lorrequer by Lever. 2 vols. Leipzig, Tauchnitz. 16. n. Thlr.

123. Die öfter erwähnte, zierlich ausgestattete Ausgabe von H. C. Andersen's Gesammelten Werken, Verlag der Lorck'schen Buchhandlung zu Leipzig, ist jetzt vollständig erschienen. Sie besteht aus 30 Bänden und enthält folgende auch einzeln verkäuf liche und für diesen Zweck mit besondern Nebentiteln versehene Schriften:

I. Das Märchen meines Lebens. 2 Bde. (Ges. W. 1. 2.) Eine Autobiographie, bei welcher etwa Göthe's „Aus meinem Leben" zum Muster diente. Darüber vgl. Lit. Ztg. Nr. 38. Art. 1185. II-V. Die 3 Romane: Der Improvisator; O. Z.; Nur ein Geiger. Jede in 3 Bänden.. (Ges. W. 3-11.) Lit. Ztg. Art. 1185. u. 1957.

VI. Gesammelte Märchen. 4 Bde. (Ges. W. 12—15.)
VII, Bilderbuch ohne Bilder. (Ges. W. 16.)

VIII. Reiseschatten. (Ges. W. 17.)

IX. Eines Dichters Bazar. 4 Bde. (Ges. W. 18-21.)

X. Dramatische Werke. 4 Bde. (Ges. W. 23-25.)

XI. Gesammelte Gedichte. 3 Bde. (Ges. W. 26-28.)

XII. Den so eben erschienenen Schlufs der Werke bildet das dramatische Gedicht Ahasverus in 2 Bänden. Wir werden auf die noch nicht angezeigten Schriften dieser Sammlung zurückkommen.

Frankreich. 124. Angelo de Sorr Les filles de Paris. 2 vols. Paris, au Comptoir des imprimeurs - unis. 38 Bog. 15 Fr. - MM. P. Foucher et Alex. Jarry Faute d'un pardon. Drame en cinq actes et en prose. Paris, Jonas. 2 Bog. 60 Cent. 125. J. Roumanille de Saint-Remy Li Margarideto. Poésies provençales. (Idiome d'Arles en Provence). Avignon, Séguin. 16 Bog. 4 Fr.

England. 126. Auch in diesem Jahre hat die Weihnachtszeit eine reiche Zahl von illustrirten Werken gebracht. Wir bemerken die folgenden: N. P. Willis Poems. 410 S. mit 17 Stahlst. 28 sh. The Pictorial Book of Ballads, Traditional and Romantic: with Introductory Notices, Glossary, and Notes. Edited by J. S. Moore. Vol. 2. 428 S. Beide Bände 18 sh. W. Howitt The Hall and the Hamlet; or, Scenes and Characters of Country Life. 2 vols. 708 S. 21 sh. Leigh Hunt A Jar of Honey from Mount Hybla. Illustrated by Richard Doyle. 236 S. 14 sh.

Reynard the Fox, with Kaulbach's Designs. Imp. 4. 42 sh. Equestrian Sketches: being a Series of 50 Portraits of celebrated Equestrians. Fol. 105 sh. Alb. Smith Struggles and Adventures of Christopher Taddpole at Home and Abroad. Illustrated by Leech. 524 S. 16 sh. The Book of Beauty; or, Regal Gallery, 1848. With beautifully finished Engravings from Drawings by the first Artists. Edited by the Countess of Blessington. 306 S. 21 sh. Prize Cartoons exhibited at Westminster Hall. 11 Stahlst., portfolio. 105 sh. Erste Abdrücke 168 sh. E. Lear Illustrated Excursions in Italy. 2 vols. Imp. 4. Vol. 1. 24 sh.; Vol. 2. 63 sh. Italy, Classical, Historical, and Picturesque: 61 Engravings, by Dr. G. Mapeii. 73 sh. Views in Borneo. 6 Plates, with Letterpress Descriptions, by J. A. St. John. Parts 1. 2. 4. 21 sh. - A. Smith Views of Norway and Sweden. 26 Taf. mit Text 63 sh. color. 94% sh. Charles Hardinge Views of India. 26 Tafeln mit Text. 105 sh. color. 168 sh.

-

George French Angas. New Zealanders illustrated. 61 col. Tafeln mit Text. 210 sh. Derselbe: South Australia illustrated. Ebenso 210 sh. Gaelic Gatherings; or, the Highlanders at Home, on the Heath, the River, and the Loch: a Series of highlyinteresting Plates, representing Picturesque Groups, engaged in their Social Employments, their Sports and Pastimes. From Original Paintings made expressly for this work, by R. R. M'Ian; with Descriptive Letterpress, by James Logan. Parts 1-4. Folio. 10 sh. color. 16 sb.

Vermischte Schriften.

127. Memòria Viri Ampl. Christiani Nic. Pehmöller, civ. Hamburg. nuper Senatoris, quam ex publica auctoritate civibus suis commendat Christ. Petersen, ph. Dr. in gymn. academ. philolog. classicae Prof. O. O. Hamburg 1847. 42 S. 4. Thir.

Petersen theilt uns in dieser anspruchlosen, in leichtem und richtigem Latein abgefafsten Schrift die Lebensbeschreibung und die Schilderung der Verdienste und des Characters eines sehr achtungswerthen Hamburgischen Patrioten mit. Pehmöller lebte von 1769 bis 1845. Er wurde zum Kaufmann bestimmt, hatte eine schwere und ernste Lehrzeit zu überstehen, unternahm in Geschäften seines Hauses weite Seereisen und hielt sich viele Jahre in Nordamerika, Lissabon und London auf, bis ihm seine Dienstherren ihr Geschäft in Hamburg abtraten. Alsdann wid

mete sich Pehmöller neben seinen kaufmännischen Geschäften mit Ernst und Eifer (dem öffentlichen Dienst seiner Vaterstadt, er

durchlief alle Stadien des bürgerlichen Dienstes und arbeitete nicht nur im Innern der Stadt mit Erfolg, sondern vertrat auch auf das Lebhafteste die Rechte der von dem übelberüchtigten Davoust_beraubten Hamburger Bank bei den Friedensschlüssen mit Frankreich und erwirkte nicht nur die Anerkennung der Gerechtsame Hamburgs, sondern auch die Rückerstattung des Geraubten, die nur durch die unzeitige Gnade der verbündeten Monarchen um vieles verkürzt wurde. Ueber die Resultate dieser Verhandlungen giebt Hr. Petersen die genaueren Angaben in Zahlen. Hr. Petersen zeigt in seiner Schrift eine gründliche Kenntnifs der Geschichte und alten Zustände Hamburgs, er versteht es aber, auch den nicht gebornen Hamburger durch anschauliche Schilderung der Localitäten und Verhältnisse zu belehren und zu unterhalten. Am ausführlichsten behandelt er die Verdienste, welche sich Pehmöller um den zweckmäfsigen Neubau des grofsen Hamburger Schulgebäudes und um die Vermehrung und Einrichtung der bedeutenden öffentlichen Bibliothek erwarb. Ehre dem Andenken eines in kleinen und grofsen Kreisen tüchtigen Patrioten!

Deutschland. 128. Abhandlungen der philosophischphilologischen Classe der k. bay. Akademie der Wissenschaften. 5. Bd. 1. Abth. München, Franz. 4. n. 2 Thlr. C. G. Igler Verhandlungen und Arbeiten der ökonom.-patriotischen Societat der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer 1847. Breslau, Korn. 18 Sgr.

Frankreich. 129. Mémoires de la Société royale des sciences, de l'agriculture et des arts de Lille. Jahrgang 1846. 271⁄21⁄2 Bog. Mémoires de l'Académie des sciences, agriculture, commerce, belles lettres et arts du département de la Somme. Amiens. 21 Bog.

Italien. 130. Venezia e le sue Lagune. Vol. 1. 2. Venezia, Antonelli. (In Commission bei Herm. F. Münster. Die Ausgabe in 3 Banden kostet 131⁄2 Thlr.; die kleinere Ausg. in 2 Bdn. 9 Thir.) 974 u. 1261 S. mit 21 Taf. u. 2 topogr. Plänen.

Dieses umfangreiche Werk ist bei Gelegenheit des neunten Italienischen Gelehrten - Congresses erschienen, und es läfst alle andern durch frühere Jahresversammlungen veranlafste topographische Schriften an Gediegenheit und Gründlichkeit weit hinter sich zurück. Ant. Sagredo hat die Partien polit. Geschichte, die Statistik und der schönen Kunst (Architektur, Sculptur, Chalkographie) geliefert; Carrer steuerte Skizzen über die Venet. Literatur und den daselbst herrschenden Dialekt, so wie Beschreibungen der anliegenden Inseln und besonders der Insel Chioggia bei; der gelehrte Ritter Cicogna übernahm die Chronologie, die Genealogie der edlen Geschlechter und die Bibliographie der Stadt; Dr. Locatelli gab eine glänzende Beschreibung der Festlichkeiten, Schauspiele und Costüme der Stadt; Arrigoni schildert die sanitäts-polizeilichen Einrichtungen und die Erziehungsanstalten; Dr. Namias bietet sorgfältige Nachrichten über Klima und Gesundheitsverhältnisse; dem Dr. Zanotto fiel die Beschreibung der Stadt und die Schilderung der venetianischen Malerei zu; Zinelli unterrichtet über die kirchlichen Verhältnisse zur Zeit der Republik; der Advocat Manin über das alte Venetianische Recht, Calucci über die Finanzen; Zon über das dortige Münzwesen, Casoni über die Kriegsmacht, Cadorin über die Magistratur, Lazzari über Venetianische Reisende zu Wasser und Lande und über die Schifffahrt der Stadt, Tommasoni über die industriellen Zustände, über Handel und öffentliches Wohlthätigkeitswesen; Prof. Canal lehrt die musikalische Eigenthümlichkeit, Zanardini die Flora, Contarini díe Landthiere, Nardo die marine Fauna. Ueber die Akademien, Bibliotheken, Münzkabinete und Museen giebt Prof. Velludo, über die öffentlichen und Privatarchive giebt Cadorin Auskunft. Die Beschreibung über die Lagunen wird dem Prof. Foscolo verdankt; die Nachrichten über die in Venedig ansässige griechische Colonie hat Velludo, über die dortige evangelische Gemeinde Wittchen Kenntnifs gegeben, so wie Lattes über die dortige jüdische Gemeinschaft.

Sämmtliche in der Lit. Ztg, kritisch oder bibliographisch angezeigte Werke des In- und Auslandes sind durch die Buch- u. Kunsthandlung von F.Schneider & Comp. Unter den Linden 19., su beziehen. Dieselbe erbittet sich alle für die Redaction bestimmte Mittheilungen, sowie Schriften, die zur Recension bestimmt sind auf dem Wege des Buchhandels.

Redacteur: Dr. Karl Brandes.

Verleger: F. Schneider & Comp.

Gedruckt bei Eduard Krause.

N4.

Berlin, Montag den 10. Januar.

1848.

Literarische Zeitung.

Diese Zeitung ist durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen. Jede Woche erscheinen 2 Nummern.
Der Jahrgang nebst Register kostet 5 Thlr.

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Die vlämische Bewegung.

131. Die Revolution hatte in Belgien die nationale Frage zu Gunsten der wallonisch-französischen Bevölkerung entschieden. In Flandern wusste der Clerus zwar einen Sturm von Petitionen zu erregen: zu aufrührerischen Auftritten kam es lange nicht, mit Ausnahme Brügge's, während im Wallonenlande und in Brabant allerwärts die Empörung ihr blutiges Haupt erhob. Für die Vlamingen war überhaupt die religiöse Frage die entscheidende und nur mit Rücksicht auf sie lag eine gewaltsame Trennung von Holland, wiewohl keineswegs klar und ausgesprochen, in ihren Absichten.

Wie nun mit dem selbständig gewordenen Staat auch die Kirche frei war, schienen die Vlamingen als Vlamingen sich nicht mehr weiter an den Folgen der Revolution betheiligen zu wollen. Ein eigentliches vlämisches Interesse gab es nicht: denn die Geistlichkeit, die sich früher an die Spitze der Bewegung gestellt, war bei der nationalen Frage unbetheiligt, kümmerte sich wenig darum, ob Wallonen oder Vlamingen in den Besitz der Gewalt kamen. Die Geistlichen fühlten sich als freie Belgier; und dies im Hinblick auf den Universalismus des katholischen Kirchenthums, das seiner Natur nach allen Partikularismus, daher auch den nationalen, zurückweist. Ihre Stellung zum Staat war nicht mehr die frühere. Unter holländischer Herrschaft bedienten sie sich der niedergedrückten belgischen Nationalität, um die Kirche der Oberaufsicht des mifsliebigen Protestantismus der holländischen Regierung zu entziehen; nunmehr machten sie ihren Einflufs auf das Volk bei den Abgeordnetenwahlen geltend, um an die Staatsgewalt nicht blos keines ihrer erworbenen Rechte zu verlieren, sondern den Umfang derselben, wo möglich, auch noch zu erweitern.

Kein Wunder, dafs unter diesen Umständen auch die früher so lebhafte vlämische Sprachbewegung völlig stille wurde. Die Wallonen hatten die Revolution eigentlich gemacht. Sie vertraten überhaupt den politischen Standpunkt im Gegensatz zu dem kirchlichen; und indem sie mit ihrem staatsrechtlichen Programm sich unmittelbar an die französische Charte und den daraus hervorgehenden Constitutionalismus anschlossen, zogen sie den gesammten Staatsorganismus in diese Richtung mit herein. Das herrschend gewordene Staatsprincip, das sich allen Lebensverhältnissen mittheilte, ward positiv und faktisch durch die wallonische Bevölkerung vertreten: die Betheiligung der Vlamingen war blos eine mittelbare, eine solche nämlich, die nicht die Geltung des durch die Revolu

tion zur Herrschaft gelangten Staatsprincips an sich, vielmehr die durch dasselbe garantirte Unabhängigkeit der Kirchengewalt zum Zweck hatte.

Auf diese Weise mufste das Wallonische die im Staate tonangebende Macht werden: mit ihren politischen Grundsätzen wurde auch die französiche Sprache die herrschende. Dies ist so wahr, dafs selbst in den bedeutenden Städten Flanderns, wie Antwerpen, Gent, Brügge, eine politische Regsamkeit und Rührigkeit eigentlich nur insoweit zum Vorschein kam, als die wälsch-französischen Grundsätze daselbst Geltung und Unterstützung fanden. Das von dieser Seite mehr und mehr in die untersten Volksschichten herabgedrückte Vlämische fand ebensowenig Fürsprache bei der „katholischen Parthei, da diese ja vorherrschend die universelle Stellung der Kirche nnd die Macht ihrer Würdenträger zum Ziel hatte, und die von den Pfarrern geleiteten Wähler der vlämischen Dörfer von ihren Abgeordneten nichts verlangten als strenges Festhalten an dem katholischen Programm. Der Adel seinerseits, der an der Spitze der katholischen“ Partei stand, in der Sprache und den Sitten der französischen Aristokratie aufgewachsen, fühlte vollends keinen Beruf, des Vlämischen sich anzunehmen.

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Dabei kommt freilich noch wesentlich in Betracht, dafs das Vlämische, namentlich in den ersten Jahren nach der Revolution, wo der Orangismus der Selbstständigkeit des jungen Staates gefährlich zu werden drohte, wegen seiner nahen Verwandtschaft mit dem Holländischen von Seiten der Politiker bestanden hauptsächlich aus Wallonen trauischen Augen angesehen wurde.

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und diese mit mifs

Dieselben Provinzen, die unter der Herrschaft der holländischen Regierung so oft und so bittere Beschwerde darüber geführt hatten, dafs man ihnen ihre Nationalsprache nehme und eine fremde Sprache aufdringe, mufsten es sich gefallen lassen, sprachlich und staatlich französirt zu werden. Und dies im Namen derselben Revolution, welche die Freiheit in Allem und für Alle" zum Feldgeschrei machte. Daher wurde fast der gröfsere Theil des belgischen Volkes dem Staatsleben und seinen erhaltenden Principien immer fremder: weil der Staat ihnen nichts thun konnte, wollten die Vlamingen auch für den Staat nichts thun. Solcher Art waren für sie die Segnungen einer das gröfstmögliche Maafs individueller Freiheit proklamirenden Verfassung. Ganz natürlich, dafs das Wallonische selbst unter den katholischen" Ministerien immer mehr an Boden gewann. Wie der fast ausschliefslich auf das Praktische gerichtete Geist des Wallonenthums das allzuoft in Schwindelei ausartende Ungestüm hervorrief, womit der belgische Staat, so

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bald er für seine Existenz nicht mehr ernstlich zu fürchten hatte, sich in industrielle Unternehmungen aller Art stürzte, so fand er hinwiederum an dem hastigen Treiben und Drängen, reich zu werden, sei neinen thätigsten Bundesgenossen, Die reichen Kauf herrn Antwerpens und die grofsen Fabrik besitzer Gents, wenn sie trotz der Trennung von Holland zu Geld und Ansehn gelangten und von dem Orangismus sich abwandten, fühlten sich im Grund ihres Herzens. von eben den wallonischen Gesinnungen erfüllt, die in Lüttich und Verviers eine so laute und gewinnreiche Sprache führten. Mit der zunehmenden Betriebsamkeit verbreitete sich Wallonenthum“ und „Wallonenthümelei" unter den Belgiern immer weiter. Der Liberalismus steckte diese Fahne auf und förderte aus allen Kräften dieses sein Interesse, wogegen der Katholizismus ruhig gewähren liefs. Die belgischen Liberalen sind die entschiedensten Vorkämpfer der französischen Sprache und in den bei weitem häufigsten Fällen, wenn nicht die ausgesprochenen, so doch die heimlichen und mittelbaren Gegner des Vlämischen.

Nothomb, *) als er noch mit Leib und Seele auf Seiten der Liberalen stand, hat dies in unzweideutiger Weise ausgesprochen. „Braucht Belgien, fragt er, um sich als intelligente Macht zu constituiren, eine eigene Sprache? Ich denke nein! Nehme es nur unumwunden die französische Sprache an, dieses allgemeinste Organ der menschlichen Gedanken. Belgien hat weit weniger Anstrengungen nöthig, um sich diese Sprache anzueignen, als um das Vlämische zu vervollkommnen. Es kann sich sogar für seinen Mitbesitz auf Philippe de Comines, Froissard und Olivier de la Marche berufen. Nicht weit von der Südgrenze Frankreichs liegt eine Stadt, die für Belgien als Muster dienen kann: Genf, das nur in der Form des Gedankens französisch ist, keine eigene Sprache besitzt und dennoch im achtzehnten Jahrhundert Jean Jacques Rousseau und den Vater der Frau von Staël, im neunzehnten Simonde-Sismondi hervorgebracht hat. Durch die Sprache wird das geistige Belgien der französischen Gesellschaft angehören; für den Inhalt des Gedankens mufs es eine neutrale Stellung zwischen Deutschland, England und Frankreich einnehmen und von diesen drei Völkern nichts sich aneignen, was es nicht mit seiner eigenen Art, seinen Ueberlieferungen, den besondern Zwecken, die es zu verfolgen hat, in Uebereinstimmung bringen kann."

Hiegegen ist zu erinnern, dafs Genf eine ursprünglich gallo-romanische Stadt ist, und dafs der Verf. sich damit begnügt, wenn beim Gebrauch der französischen Sprache politische Selbständigkeit und das Hervortreten originaler Schriftsteller nicht unmöglich sind; unbekümmert darum, ob die Mehrzahl des belgischen Volkes von den unmittelbar und nur aus der Sprache stammenden Segnungen auf lange Zeiten ausgeschlossen bleibt. Dafs die Vlamingen ihnen wenig zugethan sind und ihr Mifstrauen gegen sie schwer ablegen, haben die Liberalen sich durchaus selbst zuzuschreiben. Sie haben es nie begriffen, oder wenig

*) Essai historique et politique sur la Révolution belge. S. 439.

stens nicht begreifen wollen, welche Rücksichten sie diesem Grundelement des belgischen Volkes schulden. Das Gesetz für den höhern Unterricht verordnete die Errichtung zweier Normalschulen zur Bildung von Schulle en die eine wurde zu er für die vlamischen, die andere zu Nyvel für die wallonischen Provinzen errichtet. Während man nun aber in jener die jungen Männer zu gründlicher Erlernung der französischen und der vlämischen Sprache anhält, lehrt man in der wallonischen Normalschule nur Französisch, so dafs keiner der Zöglinge im Stande ist, an einer vlämischen Schule zu unterrichten. Eine solche Maafsregel ist zum Mindesten unverständig. Denn um das Vlämische niederzuhalten, macht sie es den Wallonen unmöglich, mit den Vlamingen zu verkehren.

Vom allgemein menschlichen Standpunkt aus gewinnt die Sache einen um so widerwärtigeren Anstrich, da das Französische in Belgien, wie es mit der Eigenthümlichkeit der wallonischen Bevölkerung zusammenhängt, fast aller höhern Antriebe zu selbständiger Produktivität zu entbehren scheint. Es ist nichts Zufälliges, dafs das zur Herrschaft gelangte Wallonenthum in der Unruhe seiner industriellen Unternehmungen zu bedeutenden literarischen Erzeugnissen keine Mufse fand. Die Wallonen haben einmal dafür keinen Sinn: der Schwung und die Blüthe geistiger Anschauungen sind ihnen etwas Bedeutungsloses; sie finden sich davon nicht angezogen, somit auch nicht zu eigenen Schöpfungen der Art aufgelegt. Nur die Geschichtschreibung ist in Belgien durch tüchtige Männer vertreten; alles Uebrige, mit Ausnahme der exakten Wissenschaften, ist nicht von Belang; und wenn auch; so sind die Schriftsteller sehr häufig Vlamingen, die Französisch schreiben, um ihre Werke dadurch zugänglicher zu machen. Der correcte französische Styl ist daher verhältnifsmäfsig nur Wenigen gegeben: es fehlt der innere Trieb, der durch sprachliche Schöpfungen die Sprache selbst weiter bildet. Die Gemüthswelt, jene geheimnisvolle Werkstätte des dichterischen Genius, ist in der französischen Literatur Belgiens so ziemlich eine unbekannte Gröfse; und doch ist es die Poesie, welche den Sprachschatz ursprünglich bereichert, und nur aus ihrer Hand empfängt der Geschichtschreiber den edlen Stoff, um ihn seinerseits in gediegener Prosa weiter zu verarbeiten.

Ich wüfste keinen bessern Maafsstab zu richtiger Würdigung der französisch-belgischen Literatur, als die Freiheitslieder, welche aus Veranlassung der September - Revolution entstanden. *) In Augenblicken begeisterter Erregung pflegen die Völker in ihren Nationalhymnen die tiefsten Saiten ihres Gefühls anzuschlagen. Die Belgier lieferten zur Feier und zum Gedächtnifs ihrer Revolution kaum mehr als einen zweideutigen Nachdruck der französischen Freiheitslieder, so dafs sogar bei dieser bedeutenden Veranlassung, bei der das Volk jedenfalls die meiste Ursache hatte, den innersten Grund seines ureigenen nationalen Bewusstseins auszusprechen, die schlimme Gewohnheit des Nachdrucks und der Nachahmung den dichterischen Nationalruf verkrüppelte. Zum Beleg

*) Vergl. Supplément aux Esquisses historiques de la première époque de la Révolution de la Belgique en 1830. Bruxelles, 1831. S. 257 sq.

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