Page images
PDF
EPUB

jedoch wieder und erst im Jahre 874 ließ sich Ingolf, der in Norwegen einen Mord begangen und deshalb fliehen mußte dauernd auf der Insel nieder; im Vorbeifahren hatte er die Insel schon 870 gesehen; in seiner Begleitung befand sich sein Schwager Leif. In Norwegen In Norwegen war inzwischen im Jahre 863 Harald mit dem Zunamen Harfagar (Schönhaar) der Sohn Halfdan des Schwarzen, zur Herrschaft gelangt: er unterjochte die kleineren Herrscher und warf sich zum alleinigen Könige von Norwegen auf; die von ihm unterworfenen Fürsten nicht an Dienstbarkeit gewöhnt, so wie deren Anhang, verließen in Folge dessen der Mehrzahl nach Norwegen und siedelten zum großen Theil nach Island über, ja die Auswanderung nach der neuentdeckten Insel nahm so zu, daß Harald bangte, Norwegen werde entvölkert, er verbot die Auswanderung gänzlich und legte jedem Islandfahrer eine Buße von 5 Seren ($5.00) auf; übrigens zogen damals nicht nur Norweger, sondern auch Dänen, Schweden, Frländer und Bewohner der Hebriden nach Island und etwa 50 Jahre später, im Jahre 930 war fast die ganze Insel angesiedelt und bebaut, besonders die West- und Nordküste.-Da jene Auswanderer nicht zu den mittellosen Flüchtlingen gehörten, sondern meistentheils angesehene, begüterte, gleichberechtigte Männer waren, die mit allen ihren Gütern und Familiengliedern übersiedelten, so bildete sich in Island im Laufe der Zeit eine außerordentlich freisinnige Verfaffung aus Anfangs nahm ein Jeder so viel Land in freien Besiß, wie er nöthig zu haben glaubte, und lebte dort frei und unabhängig unter Freien. Ausgenommen hiervon waren natürlich, wie es damals selbstverständlich, die mit hinübergebrachten Knechte, denen man jedoch später ebenfalls volle Freiheit bewilligte.—

Die Normänner waren zu jener Zeit noch Heiden, und sie fanden (wie es heißt) in Island bei ihrer Ankunft bereits eine, wenn auch sehr spärliche Bevölkerung vor. Diese frühesten Ansiedler sagten aus, fie seien von Westen herübergekommen, sie sprachen die irländische Sprache und waren Christen.—Als die Zahl der Normannen überhand nahm, verließen jene das Land und kehrten in ihre frühere westliche Heimath, muthmaßlich nach Amerika zurück. Auf diese frühesten

Bewohner Islands werde ich später noch zurückommen.

Die Belehrungsversuche christlicher Missionäre blieben in Island lange vergeblich und erst im Jahre 1000 gelang es Thorgeier das Christenthum einzuführen; daß übrigens dies sogenannte Christenthum etwas rein äußerliches war und auf die Sitten und Gebräuche nicht den mindestenEinfluß hatte, ging schon aus den 5 Punkten hervor, über die man sich schließlich einigte. Es waren folgende: 1. Alle Einwohner werden getauft. 2. Die Götterbilder und Tempel werden zerstört.

3. Wer öffentlich den Göttern opfert und ihre Bilder anbetet, wird des Landes verwiesen.

4. Dies im Geheimen zu thun ist jedoch gestattet.

5. Die alten Geseze betreffs Aussehen der Kinder, Essen von Pferdefleisch 2c. überHaupt Alles, wodurch das nominelle Christenthum nicht geradezu ungestoßen wurde, blieb in voller Kraft.

[ocr errors]

Im Jahre 1056 bekam Island in IsLeif den ersten Bischof, sein Nachfolger wurde 1096 sein Sohn Gizor (beide waren natürlich nach damaliger Sitte verheirathet) und bereits 1104 wurde ein zweiter Bischofsfit für Nord Island gegründet.Ehe wir von Island weiter westlich wandern, will ich noch bemerken, daß im Jahre 1118 das älteste und umfassendste Gesetzbuch des skandinavischen "Alterthums, die sogenannte Graugans verfaßt und angenommen wurde. Die Blüthezeit isländischer Cultur und Literatur fällt in das 12. und 13. Jahrhundert; zu dieser Zeit entstanden wahrscheinlich die ältere und jüngere Edda und die Heimskringla (Weltkreis), norwegische Königssagen. Die ältere Edda hat wohl Sämund Sigfuson († 1133) zum Verfaffer, während die jüngere Edda und Heimskringla dem Vater der skandinavischen Geschichte Snorre Sturlason (geboren11791241) zugeschrieben werden. (Im Jahre 1262 endlich unterwarf sich Island, durch innere Unruhen erschüttert und zerrüttet, dem Könige Hakon VI.) Hakonson von Norwegen.

Während wir bisher den verbürgten Pfaden derGeschichte gefolgt sind und auch fernerhin uns nur an verbürgte Thatsa= chen halten wollen, möchte ich Sie bitten, mir einen Augenblick auf das Gebiet der

Sage zu folgen; sie ist ja eine Stiefichwester und stete Begleiterin der frühesten Geschichte. Ich habe bereits erwähnt, daß zur Zeit, als die Normänner von Island Besiz nahmen, sich dort, wie es scheint, bereits weiße christliche Bewohner vorfanden, die von jenen Westmänner genannt wurden, weil sie von Westen aus über den Ocean gekommen waren (Komnir lit vestan un haf-wie es in den alten Membranen heißt). Sie sprachen irländisch, oder wenigstens ein der irländischen Sprache sehr nahe stehendes Idiom und wir sind deshalb genöthigt die dunkeln und mangelhaften Spuren zu verfolgen, welche in allerfrühesten Zeiten die Bewohner Irlands der Sage nach über das Meer nach Westen führten.

Im Jahre 432 predigte der Britte Succath als Bischof Patricius das Christenthum in Irland und es entstanden daselbst eine Menge Klöster, deren Bewohner, von der dem Irländer noch heut innewohnenden Reiselust durchdrüngen wurden; im Eifer das Christenthum zu predigen, fuhren viele derselben nicht nur hinüber nach Frankreich_wie Fridolin

514 und Columbian † 597, im 7. Jahrhundert Gallus † 640, sondern sie wandten sich auch nördlich und westlich, bevölkerten die Faröer und andere Inseln.

Der heilige Brendanus soll der erste ge= wesen sein, welcher eine größere Entdeckungsreise nach Westen gemacht, Amerika erreicht und von 562-572 dort geblieben sein soll. Es wird in den alten Membranen von einem Großirland (Irland hit mifla) auch Weißmännerland (Hvitramannaland) gesprochen, das der Beschreibung nach etwa da gelegen haben muß, wo sich jezt die Staaten Virginien, Nord- und Südcarolina befinden; auch erzählten die im Jahre 1010 von Karlsefne bei seiner Neise nach Vinland gefangenen beiden Knaben der Skraelinger, (Eskimos) ihrem Lande gegenüber, also südlich, gegenüber der jezigenCheasepeakebai, befände sich ein Land, in welchem hellfarbige Menschen wohnten, die weiße Kleider anhätten, Stangen mit Tüchern vor sich herträgen und mit lauter Stimme schrien. Es scheint dies auf katholische Processionen zu deuten; auch die Schawanesen, ein Indianerstamm, der früher Florida bewohnte, haben eine Sage, daß lange vor ihrer Zeit, ihre früheren Wohnsihe von Weißen bewohnt gewe

sen seien, von denen hier und da noch Spuren vorhanden, ja es zeigten sich sogar zur Zeit, als die Spanier landeten, noch schwache Spuren von Christenthum.- Von hier also, von Hvitramannaland, kamen vielleicht die frühesten Bewohner Islands, die nach Ankunft der Normannen, in ihre westliche Heimath zurückkehrten; daß sie Christen, zum Theil Geistliche und irländischen Ursprunges waren, schloßen die Normannen aus irländischen Schriften, Meßglocken und Krummstäben, die sie auf Island zurückgelassen hatten. -Daß die Irländer sowohl wie die Normannen, schon in frühester Zeit auf ihren primitiven Fahrzeugen weite Seereisen unternahmen, ist ja allbekannt; wir finden lettere schon im 5. Jahrhundert im Besitz der Inseln an der Mündung der Loire; 845 fuhren sie mit 120 Boten die Seine hinauf und brandschaßten Paris. Wenig später finden wir sie sogar in Spanien und Italien, und es hat deshalb durchaus nichts Unwahrscheinliches, daß diese kühnen wettergehärteten Piraten sich schon vor mehr wie 1000 Jahren westlich wandten und das amerikanische Festland erreichten, umsomehr, da das westliche Vorgebirge von Irland nur etwa 540 Seemeilen also ca. 2000 englische Meilen von der südwestlichen Spize Neu Fundlands entfernt liegt, eine Entfernung, welche die Normännen bei günstigem Winde in 16-20 Tagen zurücklegen konnten. Allein, wenn es hiernach auch möglich, ja wahrscheinlich erscheint, daß amerika bereits im 6. oder 7. Jahrhundert von Europäern besucht wurde, so haben wir doch darüber keine positive Gewißheit. Anders dagegen verhält es sich mit jenen Reisen, welche um das Jahr 1000 und kurze Zeit nachher nach Amerika unternommen wurden. Ueber diese sind wir, wie Sie sogleich sehen werden, fast vollständig unterrichtet, ja es ist der Forschung sogar gelungen, mit ziemlicher Genauigkeit die Punkte zu bezeichnen, wo die Reisenden vor mehr wie 800 Jahren landeten und ihre Niederlassungen gründeten.

Wenden wir uns nach dieser Abschweifung zurück nach Island, als der ersten Station zwischen Europa und dem Festlande von Amerika.

Daß die seekundigen Bewohner IsTands, ihre alten Gewohnheiten das Meer

zu durchforschen, nach ihrer Uebersiedlung auf die Insel nicht aufgegeben haben, ist wohl selbstverständlich. Es erscheint deshalb ganz natürlich, daß sie sehr bald nach ihrer Niederlassung die gegenüberliegende Küste von Grönland, welche sie mit ihren Schiffen in etwa 3 Tagen (85 Seemeilen) erreichen konnten, zu erforschen suchten. Und in der That wurde Grönland schon im Jahre 976 von Gunbjörn gesehen, wirklich betreten wurde es im Frühjahre des Jahres 986 von Erif dem Rothen, der über 2 Jahre an der Westküste zubrachte und seine Wohnung während der ersten Zeit in Brattalid im Eriksfjord, nahe dem jezigen Cap Farewell, während des lezten Winters auf einer der Inseln vor der Mündung des Eriksfjord aufschlug. Während des Sommers umschiffte er Cap Farewell, so wie einen Theil der Westküste und fehrte 988 nach Island zurück. Im folgenden Jahre lief er abermals und diesmal mit 25 Fahrzeugen von Island aus, von denen 14 Grönland erreichten und die ersten wirklichen Ansiedler dorthin brachten, denen bald andere folgten. Schon im Jahre 1000 zählte man in Grönland 190 Höfe (Wohnsize) und mehrere Klöster, die in 2 Bezirke zerfielen, den Westbau und den Ostbau.-Lezterer stieß bei Cap Herjuflsnaes (jezt Jkigeit unter dem 60. Grad n. B.) mit dem Westbau zusam men, lag übrigens nicht, wie man früher wohl annahm an der Ostküste, sondern umfaßte den südlichsten Theil von Grönland und einen in der Mitte des Landes, von Süden nach Norden zu gelegenen Streifen.-Wenig später wurde bereits in Gardar in der Gegend des jezigen Frederikshaab ein Bischofssiz errichtet und so wie Island 1262 wurde Grönland im Jahre 1264 in politischer Beziehung mit Norwegen vereinigt. — Im Jahre 1379 finden wir des Bischofs Alf von Grönland erwähnt. Er war der lezte grönländische Bischof, welcher im Grönland selbst residirte; wenngleich bis in das 16. Jahrhundert Bischöfe ernannt wurden, die jedoch nie dorthin gelangten. Der zuletzt ernannte Bischof von Grönland war Vinzens; er starb 1540 in Maribo auf der dänischen Insel Laaland.— Zur Zeit des Bischofs Alf waren im Westbau 4 Kirchen und 110 Höfe, im Ostbau eine Kathedrale, in Gardar 11 andere Kirchen, 3 oder 4 Klöster und 190 Höfe;

man schlägt danach die Zahl der Bewohauf mindestens 6000 an. Im Jahre 1379 machten die Eskimos von den Normannen Skrälinger genannt, Einfälle in das Land, tödteten einen Theil der Bewohner und zerstörten viel Eigenthum; 1408 endlich wollte Andres, der 17. Bischof der grönländischen Kirche von seinem Stuhle Besiz nehmen, konnte Grönland aber nicht mehr erreichen, weil das Land rings von Eisfeldern beießt war. Wenige Jahre vorher geschieht Gränlands auch Erwähnung in einem vom Bischof Alf (dem 16. Bischof) ausgestellten Dofument. Im Jahre 1418 wurde Grönland durch eine feindliche Flotte heimgesucht und die Bewohner größtentheils getödtet; man war lange der Meinung, daß jener Angriff von Eskimos herrührte, bis es sich später herausstellte, daß jene Flotte eine englische gewesen. Refte der grönländischen Colonie waren wohl noch bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts vorhanden; das legte ge= schichtlich wichtige Dokument, in welchem Grönlands Erwähnung geschieht, ist ein Brief von Pabst Nicolaus V. vom Jahre 1448, in welchem derselbe unter Anderem sagt: Es ist beklagenswerth, daß die Bewohner der Insel Grönland, die an der äußersten Grenze des großen Oceans im Norden des Königreichs Norwegen liegen soll, und die mir viele Jahrhunderte christliche Treue bewahrt, vor 30 Jahren von heidnischen Ausländern räuberisch überfallen, theils getödtet, theils fortgeschleppt wurden 2c. Er befiehlt dann den nächstgelegenen Bischöfen, einen geeigneten Mann als Bischof dorthin zu senden und fügt bei, daß der berühmte Lehrer, der Grönländer König Olai das Christenthum unter ihnen errichtet. Im Jahre 1484 soll es in Bergen noch viele Leute gegeben haben, die mit der Fahrt nach Grönland vertraut waren; dann schwand dasAndenfen an dies einst bekannte und viel befuchte Land, welches man erst zu Ende des 16. Jahrhunderts wieder zu finden versuchte, bis endlich im Jahre 1721 Egede dort aufs Neue mit 50 Personen in der Nähe des Fjord Godthaab unter dem 64. Grad n. B. landete.

Die Hauptschuld, daß die Colonie zu Grunde ging, trug ohne Zweifel die norwegische Regierung. Sie erklärte denHandel mit Grönland für ein königliches

Regal, schloß dadurch Privatunterneh mungen dorthin vollständig aus und begnügte sich im Anfang alle Jahre 2,später 1 Schiff dorthinzusenden, um die Producte der Colonie gegen nothwendige Lebensbedürfnisse einzutauschen. Dadurch wurde der Handel vollständig gelähmt, war selbst für die Krone nicht mehr einträglich und es vergingen oft 3 Jahre bis ein Schiff nach Grönland gesandt wurde. So litten die Bewohner oft den allerbittersten Mangel und während der mannigfachen Wirren in Norwegen unterblieb die Schifffahrt ganz, die Colonie ging zu Grunde und selbst das Andenken an sie verschwand aus dem Gedächtniß späterer Generationen. Erst Christian III. hob das Verbot der Fahrt nach Grönland auf.

Die früheren Bewohner Grönlands, alte Seefahrer beschränkten sich nicht darauf ruhig im Lande zu leben, sondern versuchten, nach allen Seiten hin Entdedungen zu machen, besonders auf der Westseite in der jetzigen Davisstraße damals Giunnugagap genannt, bis hinauf in die Baffinsbay. Es geht dies aus vielen Ruinen und anderen Zeichen hervor, die zum Theil erst in neuerer Zeit bei den Nordpolfahrten entdeckt wurden; der nördlichste Punkt, den sie erreicht haben, scheint der 73. Grad n. B. zu sein; man fand im Jahre 1824 unter 72 Grad 55'n. B.und 56 Grad 05′ w. L. von Gr. auf dem höchsten Punkte der Insel King Storsoak, einer der Womansinseln der Baffinsbah (4 Meilen nordwestlich von der nördlichsten der heutigen dänischen Niederlassungen) nahe der Reste dreier Grenzsäulen, einen äußerst merkwürdigen Runstein, dessen schwarzgrüne Oberfläche vermittels eines anderen Steines und Sand polirt zu sein scheint. - Die Inschrift lautet nach Finn Magnusen's und Rafu's Uebersehung: Erling Sighvats Sohn-Bjarne Thords Sohn und Einride Odds Sohn errichteten an dem Samstage vor dem Siegestage diese Säulen und reinigten diesen Ort im Jahre 1135.-Der Siegestag oder das Siegesopfer war eines der Hauptfeste der alten Skandinavier, das sie am 21. April feierten.—

Nachdem wir gesehen, wie von Europa aus zuerst Island im Jahre 867, von da aus Grönland im Jahre 982 besiedelt worden, lassen Sie uns jezt den Schif

fen folgen, welche von Grönland aus südwestlich steuernd, zuerst das Festland von Amerika entdeckten.

Bjarne Herjulfson war der erste, welcher von Island nach Grönland segelnd von nordöstlichen Winden verschlagen im Jahre 986 (996?) zuerst das amerikanische Festland sah, allein er landete nicht, sondern suchte seinen Weg nach Grönland zurück, wo man ihm Vorwürfe machte, daß er das neue Land nicht näher erforscht. Es wurde längere Zeit von dieser Entdeckung gesprochen, bis endlich im Jahre 1000 Leif der Sohn Eriks des Nothen, des ersten Ansiedlers von Grönland BjarnesSchiff kaufte und mit35Männern unter denen ein Deutscher Namens Pyrfer, in See ging und südwestlich steuernd zuerst an eine niedrige steinige Küste gelangte, über welche hinaus in mäßiger Entfernung Gletscher und schneegekrönte Berge sich erhoben; hier landete er zwar, allein das Land war so wenig einladend, daß er es verließ und es Hellu land (Steinland) nannte.-Nachdem er wieder in das offene Meer hinausgefahren, kam er südlich segelnd, an eine mit dichten Wäldern bedeckte Küste, deren breiter mit weißem Sand bedeckter Strand sanft ge= gen das Meer hin abfiel; wegen der Wälder nannte er es Markland (Waldland). — Auch hier landeten die Seefahrer, erquickten sich an süßen Beeren, die dort reichlich wuchsen, lichteten jedoch bald wieder die Anker und gingen in die offeneSee. Nachdem sie zweiTage mit Nordostwind gefahren, gelangten sie an eine Insel, die östlich vor dem festen Lande lag. Zwischen dieser Insel und einem Vorgebirge, das sich östlich und nördlich von dem Lande aus erstreckte, segelten sie in einen Sund und warfen Anker an einem Play, wo ein Fluß, nachdem er durch einen See gegangen sich in das Meer ergoß. Nach dieser Wahrnehmung Lichteten sie aufs Neue, führten ihre Schiffe den Fluß hinauf und anferten in dem See; das Land war meist mit Waldung bedeckt und bot Ueberfluß an schö= nem kleinen Obst. Hier beschlossen sie zu überwintern, bauten sich geräumige Wohnungen, die später den Namen Leifsbudir (Leifs Häuser) erhielten und erforschten das Land nach allen Richtungen; dabei entdeckte der Deutsche Pyrker Weintrauben, die nur er kannte, weil sie auch in seiner alten Heimath wüchsen, und Leif nannte

in Folge deffen das Land Vinland (Weinland).—Nach Leifs Berichten ging Hier die Sonne am kürzesten Tage um 18 Uhr auf und um 25 Uhr unter. Im nächsten Frühjahr (1001) segelten sie mit Bauholz und getrockneten Weintrauben beladen nach Grönland zurück. Im Jahre 1002 segelte Erichs zweiter Sohn Thorwald mit 30 Gefährten nach Vinland. In den folgenden Jahren erforschte er die nächstliegenden Küsten, fand viel sandige Eilande, aber auch dichtbewaldetes Hochland; 1005 endlich traf er mit seinen Gefährten auf kleine dunkelfarbige Leute, die sie Skrälinger nannten (von skräl klein) und die ohne Zweifel Eskimos waren. Er tödtete dieselben, wurde jedoch später mit seinen Gefährten von großen Mengen angegriffen, wobei er eine ködtliche Wunde erhielt und wurde, wie er es gewünscht, auf einemVorgebirge in der Nähe (später Krossaner genannt) begra ben; die Gefährten kehrten 1005 nach Grönland zurück.

Es kann nicht in meiner Absicht liegen, Sie mit der Erzählung der zahlreichen, zum Theil auf das Genaueste beschriebe: nen Fahrten der Grönländer nach Ame= rifa zu ermüden. In aller Kürze will ich nur noch bemerken, daß auch Erich's dritter Sohn Thorstein mit Frau und 25 Gefährten im Jahre 1007 und eine große Menge Anderer im Laufe des 11. Jahr hunderts nach Amerika fuhren und sich längere oder fürzere Zeit dort aufhielten. Im 12. Jahrhundert unter der Regierung Heinrich II. von England soll Fürst Madoc von Wales mit 10 Schiffen und einer Schaar von Männern, Weibern und Kindern nach Amerika gegangen sein. Man hat im Mutterlande nie wieder von ihm und seinen Gefährten gehört, doch wird versichert, daß früher Indianer von hellerer Hautfarbe getroffen wurden, in deren Sprache Walesche Worte vorkamen und noch heut ist der Indianerstamm der Mandaus (zu den Dakotas gerechnet) die früher an derOstküste Amerikas wohnten, in vieler Beziehung von den übrigen Indianern verschieden. Sie sind von ziemlich heller Hautfarbe und man trifft häufig, besonders unter den Frauen, solche mit blondem Haar und blauen Augen.Die lehte, Amerika betreffende Nachricht ist vom Jahre 1347; 17 Männer segelten von Grönland nach Markland (Neu Braunschweig) um Bauholz zu holen.

Auf der Reise wurde das Schiff verschla= gen und kam mit Verlust seiner Anker nach Stramfjord im westlichen Island; die Reise wurde von einem Zeitgenossen 9 Jahre nach der Begebenheit beschrieben und es heißt ausdrücklich, das Schiff sei nach Markland gesegelt. Es bestand also in der Mitte des 14. Jahrhunderts noch eine Verbindung zwischen Island, Grönland und dem amerikanischen Festlande.-Lassen Sie mich hier noch eines sonderbaren Zufalles erwähnen, der bekannte, noch jest lebende Geschlechter in engste Verbindung mit Amerika bringt.-Im Herbste des Jahres 1007 wurde dem bereits erwähnten Thorfin Carlsefne und seiner Frau Gudrid in Vinland ein Sohn geboren, der den Nomen Snorre erhielt. Von ihm stammen durch seine Tochter Hallfried nachweislich in direkter Linie ab der 1844 verstorbene berühmte Bildhauer Thorwaldson; der durch seine Forschungen auf dem Gebiete der ArchäoLogie ausgezeichnete 1847 gestorbene Gelehrte Finn Magnusen; beide geborene Isländer und die dänischen Grafen und Barone von Hof Rosenkrone;-der früheste Urahn der Genannten war also ein geborener Amerikaner.

Nachdem wir von den Thatsachen selbst Kenntniß genommen haben, lassen Sie uns nun mit Hülfe der Karte die Wege verfolgen, welche die damaligen Seefahrer von Grönland nach Amerika einschlugen; damit wir uns möglichst klar werden über die Bezeichnung und Lage von Helluland, Markland und Vinland und legen wir dabei hauptsächlich die Berichte Leifs und Thorfinns als der ausführlichsten zu Grunde. - Was den Bericht des zuerst an die Küste Amerikas verschlagenen Bjarne anlangt, so möchte ich demselben kein besonderes Gewicht beilegen, da derselbe nirgends landete, nur aus der Entfernung von seinem Schiffe aus, also ohne Zweifel mangelhaft beobachtete. Das Land, welches er zuerst sah, war wohl eine Gegend zwischen dem 40. und 42. Grad nördlicher Breite; er segelte dann an der Küste entlang an Neu Schottland vorbei, gelangte nach Neu Fundland und auch hier die Küste verfolgend, traf ihn ein reißender Südweststurm, durch welchen er innerhalb 4 Tagen an die Küste Grönlands geworfen wurde; Labrador hat er wohl kaum geschehen. Leif, der die erste Reise unter

« PreviousContinue »